Wiederaufbau im Ruhrgebiet
Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg war eng mit der Wiederauferstehung von Bergbau und Stahlindustrie verbunden. Er kann in zwei Abschnitte unterteilt werden. Eine erste Phase von 1945 bis 1948 und eine weitere bis 1957.
Wiederaufbau
Quelle: Stadtarchiv Gelsenkirchen
Quelle: Stadtarchiv Gelsenkirchen
- Vertiefung: Demontage
Am schnellsten erholte sich der Ruhrbergbau von den Folgen des Krieges. Mit 33,4 Mio. t erreichte die Förderung 1945 nur den Stand der 1860er Jahre. Alle oberirdischen Anlagen, wie Kokereien, Brikettfabriken und Förderanlagen waren schwer beschädigt. Unter Tage hingegen hielten sich die Zerstörungen im Rahmen. So konnte zum Beispiel auf Consolidation 3/4/9 in Gelsenkirchen schon 1945 der Betrieb wieder aufgenommen werden. In ganz Europa herrschte nach extrem kalten Wintern Kohlenmangel. In dieser Situation kam dem Bergbau eine Schlüsselstellung im westlichen Wiederaufbau zu. Beschränkungen wie in der Stahlindustrie gab es deshalb nicht.
Bergmann bei der Gewinnung von Hand mit einem Abbauhammer
Quelle: Deutsches Bergbau-Museum/Montanhistorisches Dokumentationszentrum
Quelle: Deutsches Bergbau-Museum/Montanhistorisches Dokumentationszentrum
- Vertiefung: Der Marshall-Plan
- Vertiefung: Die Währungsreform
Danach konnte sich auch die Stahlindustrie allmählich erholen, zumal der Korea-Krieg (1950 - 1953) die Nachfrage nach Stahlerzeugnissen steigen ließ. Bis zum Anfang der 1960er Jahre sollte die Stahlindustrie der Wirtschaftsmotor im Ruhrgebiet und in Deutschland bleiben. Die Produktion von Rohstahlblöcken hatte 1964 einen Stand, der den von 1938 um 70 % übertraf. So wurde die Montanindustrie recht schnell wieder zum tragenden Wirtschaftspfeiler des Ruhrgebietes und ganz Deutschlands. Bereits im Jahr 1957 erreichte die Arbeitsplatzentwicklung ihren Höhepunkt. Mit 994.000 Beschäftigten in den traditionellen Produktionsbereichen lief die Wirtschaft an der Ruhr wieder auf Hochtouren. Auch wenn sich der Wiederaufbau-Boom ab 1964 langsam wieder abschwächte, rangierte das Ruhrgebiet - gemessen am Durchschnittsverdienst - im deutschen Vergleich bis in die 1970er Jahre hinein auf einer Spitzenposition.