Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg
Nicht etwa Stahlarbeiter oder Bergleute, sondern angereiste Marinesoldaten gaben am 8./9. November 1918 im Ruhrgebiet den Anstoß zu revolutionären Umbrüchen und zur Ausrufung der (Weimarer) Republik. Tatsächlich gelang es diesen überall in Deutschland spontan gebildeten Arbeiter- und Soldatenräten in den Nachkriegswirren, die Situation der Menschen spürbar zu erleichtern und lohn- sowie sozialpolitische Verbesserungen durchzusetzen. Diese sog. November-Revolution fand mit dem Ruhrkampf im Jahre 1920 ihr vorläufiges Ende.
Trauerfeier vor dem Rathaus Gelsenkirchen für die Revolutionsopfer
Quelle: Stadtarchiv Gelsenkirchen
Quelle: Stadtarchiv Gelsenkirchen
Gebiet des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk 1920
Quelle: RVR
Quelle: RVR
Gleichwohl blieben die Reparationsforderungen eine ständige Belastung. 226 Mrd. Goldmark waren nach Ansicht der deutschen Regierung nicht annehmbar. Trotz aller Bemühungen erreichte man die auferlegten Zahlungsziele nicht. Um die Lieferungen der Reparationen sicherzustellen, besetzten französische und belgische Truppen im Jahr 1923 das Ruhrgebiet. Die Regierung versuchte, durch den Aufruf zum "passiven Widerstand" und Befehlsverweigerungen, dieser erneuten kriegerischen Handlung entgegen zu wirken. Der ruinöse "Ruhrkampf" konnte jedoch nicht lange durchgehalten werden.
Mit dem Ende der Besetzung des Ruhrgebietes und mit der Währungsreform fand man an der Ruhr zurück zur Normalität. "Der 15. Oktober 1923, der Tag der Währungsreform, markiert vielleicht so etwas wie das Ende der Nachkriegszeit; langsam begann Deutschland, sich aus den Wirren und Verwicklungen von Revolution, Besetzung, Putschversuchen und der am Ende immer schneller galoppierenden Inflation zu befreien" (Schlieper 1986, S. 110).
Mit dem Ende der Besetzung des Ruhrgebietes und mit der Währungsreform fand man an der Ruhr zurück zur Normalität. "Der 15. Oktober 1923, der Tag der Währungsreform, markiert vielleicht so etwas wie das Ende der Nachkriegszeit; langsam begann Deutschland, sich aus den Wirren und Verwicklungen von Revolution, Besetzung, Putschversuchen und der am Ende immer schneller galoppierenden Inflation zu befreien" (Schlieper 1986, S. 110).
Ruhrbesetzung: Der Einmarsch der französischen Armee in Essen am 12.1.1923
Quelle: LWL-Medienzentrum für Westfalen
Quelle: LWL-Medienzentrum für Westfalen
Auch in der Kohlechemie gelang im Jahr 1925 ein entscheidender Durchbruch. Die "Fischer-Tropsch-Synthese" brachte den entscheidenden Durchbruch in der Gewinnung von Benzin aus Kohle. Ab 1928 betrieb die Ruhrgas AG die Kohleveredelung im industriellen Stil.
Zum Dritten entstanden dem wirtschaftlichen Wachstum neben diesen Fortschritten auch aus den nun in breiter Front einsetzenden Rationalisierungen neue Impulse: Die Industrie im Ruhrgebiet ging aus der Phase des extensiven Wachstums in jene des intensiven über (Schlieper 1986, S. 119).
Was dies bedeutet, wird am Beispiel des Bergbaus deutlich. Allein in den Jahren zwischen 1913 und 1925 wuchs das über mechanische Verfahren abgebaute Fördervolumen von 2 auf 48 % (Schlieper 1986, S.118). Mit dieser Mechanisierung stieg auch die Arbeitsproduktivität im Bergbau, d.h. die pro Mann und Schicht abgebaute Kohlenmenge. Gleichzeitig nahm die Zahl der im Bergbau Beschäftigten um 21 % ab. Diese Entwicklung hatte soziale Konflikte zur Folge. Der revolutionäre Elan war allerdings erlahmt, so dass die Bergwerke aus dem Kampf um Arbeitszeiten, Löhne etc. zumeist erfolgreich hervorgingen.
Mit dem 25. Oktober 1929, dem "Schwarzen Freitag" an der New Yorker Börse und dem Beginn der Weltwirtschaftskrise, fand der wirtschaftliche Aufschwung ein erneutes Ende. Bis in die frühen Dreißigerjahre hatte Deutschland mit den Folgen zu kämpfen. Arbeitslosigkeit, Konkurse, sinkende Nachfrage bei Industrieprodukten und nicht zuletzt die verfehlte staatliche Sparpolitik führten der deutschen Wirtschaft schwere Schäden zu.
Ob ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Machtergreifung Hitlers und der Weltwirtschaftskrise konstruiert werden kann, ist nicht eindeutig zu beantworten, "die Parallelentwicklung von Anstieg der Arbeitslosenzahlen und Wählerstimmen für die NSDAP deutet zumindest auf gewisse Ursachen und Übereinstimmungen hin" (Schlieper 1986, S. 126). Der Aufstieg Adolf Hitlers wurde durch die innenpolitischen Probleme und das fehlende Vertrauen in die Weimarer Politik sicherlich beschleunigt. Im Jahr 1933 endete die Ära der Weimarer Republik mit der Machtergreifung durch die NSDAP.