Vertiefung: Der Marshallplan

Nach dem Ende des Krieges rang die Bevölkerung in den Ballungsräumen an Rhein und Ruhr ums Überleben. Die flächendeckenden Zerstörungen und der Mangel an allen lebensnotwendigen Dingen zwang die Militärregierung zur Bewirtschaftung und Verteilung der wenigen Güter.

Natürlich hatte man zunächst kein Interesse daran, durch finanzielle Hilfen den Wiederaufbau einer funktionierenden Industrie in Deutschland zu ermöglichen. Der Vorstellung eines friedlichen Agrarlandes entlang der Ruhr, wie sie der damalige amerikanische Finanzminister Henry Morgenthau entworfen hatte, konnten nach den Schrecken des Krieges selbst die politischen Verantwortlichen mehrheitlich nicht widerstehen. So wurde 1946 ein Industrieplan für Deutschland festgelegt, nach dem die Produktion auf 50 - 55 % des Standes von 1938 begrenzt sein sollte. Alles, was nicht der Friedenswirtschaft diente, sollte demontiert werden.
Werbeplakat für den Marshallplan
Quelle: Landesbildstelle Westfalen
Doch welches Industrieniveau sollte man Deutschland zubilligen? Auf der einen Seite wollte man eine Wiederaufrüstung verhindern, auf der anderen Seite erkannten die Siegermächte schnell, allen voran die USA und Großbritannien, dass der gesamte wirtschaftliche Aufschwung in Europa auch davon abhängen würde, ob Deutschland aus eigener Kraft den Wiederaufbau bewältigen könnte. Der Morgenthau-Plan war hierfür untauglich.

Am 5. Juni 1947 wurde der Marshall-Plan als "European Recovery Program" verkündet. Deutschland wurde massiv mit Geldern aus diesem Programm unterstützt. Der Marshall-Plan war so erfolgreich, dass er zusammen mit der sozialen Marktwirtschaft und der Währungsreform als direkte Voraussetzung für das folgende deutsche "Wirtschaftswunder" gilt. "Die Einsicht, dass Deutschland ohne Wiederaufbauhilfe die Steuerzahler des eigenen Landes auf Dauer belasten würde, bewirkte ein Umdenken in Amerika. Großbritannien hatte schon 1947 die Kosten für seine Besatzungszone nicht mehr tragen können und die Amerikaner um Hilfe bitten müssen" (Rebecca Lammers, Internet 3). Aus diesem Grund entwickelte George Marshall, der amerikanische Außenminister, einen wirtschaftlichen Aufbauplan für ganz Europa, der auch die besorgten Nachbarn Deutschlands zufrieden stellte.
Er erkannte, dass die europäische Wirtschaft sich nicht ohne die deutsche erholen konnte und verstand es, indem er die Hilfe auf ganz Europa ausweitete, vom Kongress mehr Gelder bewilligt zu bekommen. Die sowjetisch besetzte Zone Deutschlands durfte unter dem Druck der Sowjetunion jedoch nicht am Marshall-Plan teilnehmen.