Der Erste Weltkrieg

Titelblatt des Kataloges der Firma Krupp für die Weltausstellung in Chicago 1893
Quelle: LVR-Industriemuseum
Am 1. August 1914 tritt Deutschland mit der Kriegserklärung an Russland in den Ersten Weltkrieg ein. Die Kriegsbegeisterung trübte den Blick für die Folgen, die mit diesem Schritt auf Deutschland zukamen. "Nicht nur in Deutschland herrschte eine gewisse Naivität, was Dauer und Auswirkung eines solchen Krieges anbetreffen sollte" (Schlieper 1986, S. 96). Keine der beteiligten Nationen war auf einen solchen Krieg vorbereitet. Nur langsam wandte man sich der Rüstungsindustrie und einer geplanten Kriegswirtschaft zu, obwohl gerade dieser Krieg mehr als zuvor von der Leistungsfähigkeit der Industrien abhängen sollte. Damit kam dem Ruhrgebiet nun eine entscheidende Schlüsselrolle zu.
Geschossrevision III im Werk Derendorf der Firma Rheinmetall um 1917
Quelle: Stadtarchiv Düsseldorf
Bereits im ersten Kriegsjahr wurde offenkundig, dass dieser Krieg nicht schnell zu gewinnen war. Mit erheblichem Aufwand wandelte man die Wirtschaft zu Kriegszwecken um. Die Eisen- und Stahlindustriellen stellten ihre Produktionsanlagen fast vollständig in den Dienst der Kriegswirtschaft. So errichtete beispielsweise die August Thyssen AG Ende 1916 eine eigene Geschossfabrik und nahm neben der Kohle- und Stahlproduktion die Herstellung von Waffen und Munition auf (Gaigalat 1997b, S. 118). Im Zuge dieser Industrialisierung der Kriegsführung erlangte das Ruhrgebiet den Ruf als die "Waffenschmiede" der Nation, der zu einem wesentlichen Element des "Mythos Ruhrgebiet" werden sollte.
Der harte Einsatz an der Heimatfront sowie ehrgeizige Waffen- und Munitionsprogramme führten zu katastrophalen Lebens- und Arbeitsbedingungen, nicht unähnlich der Anfangszeit der Industrialisierung. Kriegsmüdigkeit, Streiks und Aufstände waren die Folge. Mit dem Versailler Vertrag von 1918 endete der Krieg. Deutschland musste hohe Reparationsleistungen aufbringen und das mit einer Ruhrindustrie, die am Boden lag und deren Produktionsanlagen man fast vollständig auf die Erfordernisse des Krieges umgestellt hatte. Nötige Erhaltungs-Investitionen waren unterlassen worden, der Staat war verschuldet. Auch die Einschränkungen im Im- und Exportgeschäft standen einer raschen Gesundung der Wirtschaft entgegen.