Einleitung

In den 1870/80er Jahren hatte sich das Ruhrgebiet in seinen unternehmerischen, politischen und räumlichen Strukturen weitgehend zu der Form entwickelt, wie sie fast ein ganzes Jahrhundert bis in die Niedergangszeit der 1960/70er Jahre Bestand hatte. Das gilt ab der Jahrhundertwende auch für die Sektoralstruktur, nachdem die Kohlechemie und besonders der Einsatz der Kohle zur Stromerzeugung dem Ruhrgebiet eine "Zweite industrielle Revolution" beschert hatten (vgl. Schlieper 1986, S. 93).

Als eine der wichtigsten Wirtschaftsregionen Deutschlands kam dem Ruhrgebiet sowohl in den Zeiten der beiden Weltkriege als auch während des Wiederaufbaus eine besondere Bedeutung zu. Dabei hatten sich die Akzente aber deutlich verlagert. Während sich im Ersten Weltkrieg und seiner Vorbereitung das Ruhrgebiet den Ruf als "Waffenschmiede Deutschlands" erwarb, da die damalige High-Tech-Technologie der Montanindustrie genau den Erfordernissen der Rüstungsindustrie (z.B. Kanonen, Panzer, Eisenbahn) entsprach, war die Kriegstechnologie im Zweiten Weltkrieg bereits weiter entwickelt und diversifizierter. Flugzeuge, Schiffe und Autos spielten eine größere Rolle, Entwicklungen also, die vornehmlich außerhalb des Ruhrgebietes ihren Standort hatten. Als Waffenschmiede kam dem Ruhrgebiet im Zweiten Weltkrieg durchaus nicht mehr die herausragende Rolle zu wie noch eine Generation zuvor.