Kompetenzfeldwirtschaft - Der Weg in die Zukunft?

War der wirtschaftliche Strukturwandel im Ruhrgebiet bisher ein Erfolg? Die Antwort kann bestimmt nicht einfach "ja" oder "nein" lauten. Angesichts eines weitgehend sozialverträglichen Rück- und Umbaus der Montanindustrie und vieler gelungener "Leuchtturmprojekte" auf ehemaligen Flächen des Bergbaus und der Stahlindustrie sind große Erfolge offenkundig. Mit Blick auf die seit den 1970er Jahren hohen Arbeitslosenzahlen und schwachen regionalwirtschaftlichen Indikatoren wie unterdurchschnittliche Investitionen im Bereich von Forschung und Entwicklung darf man sich jedoch nicht der Illusion einer insgesamt erfolgreichen Umstrukturierung hingeben.

Das Gefälle hat sich zwischen "Gewinnern" und "Verlierern" innerhalb der Region weiter vertieft. "Nach wie vor ist die Emscherzone von den negativen Folgen des Strukturwandels stärker betroffen als die Hellwegzone" (KVR 2002b Kurzfassung, S.7).

Wichtige Indikatoren für die wirtschaftliche Entwicklung attestierten dem Ruhrgebiet im Vergleich zum übrigen Bundesland NRW auch in der letzten Phase des NRW-EU-Ziel 2 Programms 2000-2006 eine unterdurchschnittliche Wachstumsrate und einen fortschreitenden Abkopplungstrend in den Bereichen (KVR 2002a, S. 9):
  • Bruttowertschöpfung,
  • Produktivität der Erwerbstätigen,
  • Innovationen und
  • Beschäftigungsentwicklung im Dienstleistungssektor.
Gasometer mit der Haltestelle Neue Mitte Oberhausen
Quelle: RVR Fotoarchiv (Schumacher)
Die klassische Subventionspolitik gerät wegen ihrer vornehmlich strukturerhaltenden Wirkung zunehmend in die Kritik. Im Zuge der Osterweiterung Europas wurde die regionale Strukturpolitik der Europäischen Union, u. a. die "Ziel 2" - Förderung, neu ausgerichtet. "Das neue Ziel 2-Programm orientiert sich sehr viel stärker an der so genannten Lissabon-Strategie mit der Betonung von Innovation, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit. [...] Das Ruhrgebiet bleibt aber auch weiterhin Schwerpunkt der Strukturförderung" (Internet 17).

Vor diesem Hintergrund muss sich die Wirtschaftsförderung des Ruhrgebietes auf solche Wirtschaftszweige konzentrieren, die mittelfristig ein selbsttragendes Wachstum erwarten lassen und bereits in der Region zukunftssichere unternehmerische Bestände und Erfahrungen aufweisen.

Schon seit den 1970er Jahren ist erkennbar, dass das Ruhrgebiet aus seinen montanindustriellen Traditionen heraus neue Märkte erschließt und sich mit besonderen Kompetenzen "im Schnittpunkt zwischen Energieversorgung, Wasserver- und -entsorgung, Umweltschutz und personenbezogenen Dienstleistungen profiliert" (KVR 2002b Kurzfassung, S.7).

Die Neuausrichtung der wirtschaftlichen Strukturpolitik zielt daher zum einen auf die regionale Ebene der Wirtschaftsförderung (vgl. Thema "Kommunale und Regionale Wirtschaftsförderung"): "Neu ist der Versuch, eine übergreifende und langfristige Perspektive für den Strukturwandel zu entwickeln. Es geht dabei nicht um ein Sammelsurium von pfiffigen Einzelvorschlägen, auf die noch keiner gekommen ist. Es geht vor allem um eine 'neue Denke', die aus dem, was an Stärken, Potentialen und Ideen vorhanden ist, ein vielfaches mehr macht als zur Zeit" (KVR 1997, Vorwort, o.S.).

Das Motto einer neuen Strukturpolitik für das Ruhrgebiet lautet "Stärkung der Stärken" (KVR 2002b Kurzfassung, S.7).

Im Kern dieses Ansatzes steht die sog. Kompetenzfeldwirtschaft. Von ihr werden neue Impulse für das Ruhrgebiet erwartet. Was verbirgt sich hinter diesem Konzept, welche Kompetenzfelder können ausgemacht werden und wer sind die Leistungsträger? Im Folgenden sollen diese Fragen beleuchtet werden.