Der neue Ansatz der Kompetenzfeldwirtschaft

Die traditionellen Industrien im Ruhrgebiet, vor allem Stahl- und Chemieindustrie, sind prinzipiell exportorientierte Wirtschaftszweige. Die Fördergelder und Subventionen flossen vielfach diesen Leistungsträgern zu. Die Effekte hinsichtlich der Beschäftigungswirksamkeit sind bekanntermaßen gering. Auf diese Weise wurden die bestehenden Strukturen konserviert, neue, konkurrenzfähige Branchen und Kompetenzen vernachlässigt.

Mit dem Modell der Kompetenzfeldwirtschaft möchte man die Orientierung an den alten Großindustrien lockern und gezielt in zukunftsfähige Wirtschaftsfelder und besondere Fähigkeiten des Ruhrgebietes investieren. Mittel- bis langfristig sollen die verschiedenen Branchencluster bzw. Kompetenzfelder zur Marktführerschaft geführt werden. Die Konzentration auf die Vernetzung regionaler Akteure weist dabei auf neue Ansätze der regionalen Strukturpolitik im Ruhrgebiet hin.

Als Kompetenzfeld bezeichnet man die regionale Konzentration lose verbundener Unternehmen und Institutionen eines spezifischen Wirtschaftsbereichs, in denen
  • besonders wirtschaftliche Stärken vorhanden sind, die zu regionalem Wachstum, Innovationen und Beschäftigung beitragen
  • Netzwerke und Kooperationen zwischen Forschung, Entwicklung und Unternehmen bestehen, die über eine deutliche Innovationskraft verfügen,
  • gemeinsam neue Anwendungen erprobt, Erfahrungen austauscht sowie
  • Technologien und Produkte entwickelt und vermarktet werden (Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr 2008, S. 32).
Die ehemalige Deutschland-Zentrale des finnischen Herstellers Nokia in Bochum (im Juni 2008 geschlossen)
Quelle: RVR Fotoarchiv
Dabei gilt die "Regionalisierung als Vorraussetzung für mehr Wettbewerbsfähigkeit in globalen Märkten" (KVR 2002a, S.6) und ein intensiveres regionales Kooperationsnetz als Gegenbewegung zum Diktat globaler Märkte und international operierender Großunternehmen.
Die Kompetenzfeldwirtschaft bewegt sich in einem differenzierten Gefüge vielfältiger Aufgaben. Sollte es gelingen, alle diese Teilstrategien zu verbinden, wird eine eigenständige Entwicklung der Region angestoßen, die nicht nur wirtschaftliche Effekte und Beziehungen hervorbringen wird, sondern auch zu einem schärferen, greifbareren und außenwirksameren Profil der gesamten Region führen wird.
Querschnittsfelder der Kompetenzfeldwirtschaft
Quelle: KVR 2002a, S.4