Kompetenzfeld Industrielle Technologien und neue Werkstoffe

Dieses Branchenfeld wurde zu Beginn der konzeptionellen Debatte um die Kompetenzfeldwirtschaft und im Rahmen des Beschäftigungspaktes Ruhr (s. Thema "Qualifikation und Arbeitsmodernisierung") intensiv diskutiert, aber in den jüngeren Überlegungen (KVR 2002a und Projekt Ruhr GmbH 2003) nicht mehr berücksichtigt. Es besteht aus mehreren Branchen wie z.B. den traditionellen Stärken des Ruhrgebietes (Maschinenbau und Bergbautechnik), aber auch aus modernen Feldern wie der Mikrostruktur- bzw. Mikrosystemtechnik und neuen Werkstoffen.

Die Studie von Roland Berger bescheinigt den letztgenannten beiden Bereichen zwar weltweit hohe Zuwachsraten und weiterhin sehr gute Wachstumschancen, zugleich aber auch im Vergleich zu anderen deutschen Standorten - z.B. in Baden Württemberg und Bayern, z.T. auch Aachen - einen relativ schwachen Besatz und rückläufige Anteile. U.a. werden hierfür die schwachen Absatzmärkte vor Ort verantwortlich gemacht (MWMEV 2001, S. 103 und 112).

Möglicherweise könnte sich das Bild bezüglich der Mikrosystemtechnik (MST) bessern, nachdem Anfang des Jahres 2004 der Spatenstich für die "MST.factory" in Dortmund auf dem ehemaligen Hochofen-Gelände Phoenix-West getan wurde. Hier werden Firmengründern und bestehenden Unternehmen (z.B. aus dem Technologiepark) Büro-, Labor- und Reinräume sowie Zugang zu erforderlichen Ausrüstungen und Anlagen, Dienstleistungen und Know-how für die Herstellung und Entwicklung mikrotechnischer Komponenten zur Verfügung gestellt (LEG 2004, S. 12).

Im Folgenden soll der Bereich des Maschinenbaus etwas genauer skizziert werden. Ohne Zweifel gehört diese Branche zu den Stärken des Ruhrgebietes. Wenn sie im Kranz der (neuen) Kompetenzfelder nicht mehr explizit favorisiert wird, so darf nicht vergessen werden, dass gerade auch der Bestandsentwicklung traditioneller Kompetenzfelder im Ruhrgebiet erhebliche Bedeutung zukommt.

Beispielt Maschinenbau

Maschinenbau
Dreiviertel aller Maschinenbau-Unternehmen im mittleren Ruhrgebiet exportieren
Quelle: IHK im Mittleren Ruhrgebiet zu Bochum 2002, S. 19
Der Maschinenbau gehört zu den etablierten Industriezweigen im Ruhrgebiet. Diese Branche unterliegt, wie zahlreiche andere auch, starken konjunkturellen Schwankungen. In den Jahren 1980 bis 1998 verloren 20 % der Beschäftigten im Maschinenbau ihren Arbeitsplatz. Seither erholt sich die Branche wieder. Aktuell zählt sie im Kammerbezirk wieder zu den wichtigsten Produzenten und weltweiten Exporteuren.
Die Leistungsträger des Maschinenbaus im Ruhrgebiet sind zum großen Teil kleine und mittelständische Unternehmen. Etwa 84 % aller Unternehmen beschäftigen weniger als 200 Mitarbeiter. Die tragende Rolle des Mittelstandes im Maschinenbau wird im Thema "Strukturwandel des Mittelstands" näher beleuchtet.

Die im Ruhrgebiet facettenreiche Unternehmenslandschaft aus kleinen und mittelständischen Betrieben garantiert eine große Produktvielfalt. Entsprechend differenziert ist der Kundenkreis. Neben der Bau-, Papier-, Kunststoff- und Textilindustrie liegt ein Produktschwerpunkt im Bereich Bergbau. Hier entfallen bedeutende Marktanteile auf Erzeugnisse wie Hebezeuge, Fördermaschinen, Pumpen und Kompressoren.

Über den heimischen Markt hinaus spielt vor allem der Export eine wichtige Rolle für den Maschinenbau. "Das mittlere Ruhrgebiet gehört mit einer Exportquote von über 50 Prozent zu den führenden Exportregionen. Der Maschinenbau trägt zu dieser Spitzenleistung bei. Knapp 30 Prozent der Unternehmen erzielen mehr als die Hälfte ihres Umsatzes im Ausland" (IHK im Mittleren Ruhrgebiet zu Bochum 2002, S.19).
Sowohl der harte internationale Wettbewerb als auch der deutsche Markt verlangen immer preiswertere Produkte. Diese Entwicklung stellt die Unternehmen im Ruhrgebiet vor die Herausforderung, ihre Produktionsabläufe zu straffen und flexibler auf die Erfordernisse des Marktes zu reagieren. Dabei bilden fallweise die hohen Lohnkosten einen ungünstigen Ausgangspunkt für den verschärften Preiswettbewerb auf den internationalen und lokalen Märkten.

Dies bedeutet auch für die Zukunft einen hohen Innovationsdruck und/oder eine weitere Steigerung der Produktivität, damit man im direkten Vergleich mit der fernöstlichen (Niedriglohn-)Konkurrenz nicht zurückfällt.
Mit dem "e-engineering-center" in Bochum ist ein erster Schritt in diese Richtung getan. Verschiedene Softwareunternehmen und IT-Spezialisten haben sich hier zu einem Leistungsverbund zusammengeschlossen, um kleinen und mittelständischen Unternehmen auch weiterhin einen Innovationsvorsprung zu sichern. Durch die Bereitstellung adäquater Softwarelösungen soll auch zukünftig die Exportstärke und Innovationsfähigkeit der Betriebe gewährleistet werden.