Kompetenzfeld Logistik

Die Logistikbranche gilt als zukunftsträchtiger Wachstumsmarkt (MWMEV 2001, S. 38), wobei die traditionelle Logistikbranche gerade durch den technischen Fortschritt in der Informationstechnologie einen deutlichen Entwicklungsschub ihrer Aufgabenfelder erfährt. Seitens der Projekt Ruhr GmbH errechnete man, dass das Volumen der Logistikbranche im Jahr 2000 mit 8,3 % des Bruttoinlandsproduktes weit über dem Durchschnitt Europas lag. Zudem weist sich das Ruhrgebiet durch eine vorzügliche Gunstlage im Achsenkreuz der beiden Hauptkorridore der europäischen Entwicklung, der so genannten "blauen" und "gelben Banane" aus (s. Thema "Lage, Grenzen und Verwaltungsgliederung"). "Die Metropolregion Ruhr ist zu der europäischen Drehscheibe für Logistik-Kompetenzen geworden" (Projekt Ruhr GmbH 2003, S. 40).

Im Ruhrgebiet waren im Jahr 2000 mehr als 185.000 Beschäftigte in fast 3.000 Unternehmen in der Transport-/Logistik-Branche und ihrer Wertschöpfungskette tätig. Ihr wird ein Wachstumspotenzial in Höhe von 30.000 Arbeitsplätzen zugetraut (Projekt Ruhr GmbH 2003, S. 43).

Eine der treibenden Kräfte hinter diesen tiefgreifenden Veränderungen sind die Auswirkungen der Globalisierung und der IT-Branche (New Economy). Festzustellen ist, dass die Kompetenzen des Ruhrgebiets bisher vornehmlich im traditionellen Bereich der Logistik liegen. Es besteht also erheblicher Nachholbedarf.
"CargoCap, die 5. Transportalternative zu Straße, Schiene, Wasser und Luft"
Quelle: Computergrafik: visaplan GmbH
Das Ruhrgebiet bringt insgesamt alle Grundvoraussetzungen mit, die ein interessanter Logistikstandort vorweisen soll. "In einem Umkreis von 250 km (um das Ruhrgebiet) existiert mit rund 60 Mio. Einwohnern der dichteste Absatzmarkt Europas" (MWMEV 2001, S. 40). Dieser Weg wird zudem durch eine hervorragende Infrastruktur erschlossen. In diesem Zusammenhang sind zwei Standorte im Ruhrgebiet besonders hervorzuheben.
  • Duisburg mit dem Schwerpunkt einer trimodalen Schnittstelle "Schiff, Bahn, LKW" und Hauptwettbewerbern in den Niederlanden
  • Dortmund mit dem Schwerpunkt auf der Straße/Schiene-Anbindung. Hauptwettbewerber sind zentrale Logistikstandorte in Deutschland (Frankfurt, Kassel, Magdeburg) (MWMEV 2001, S. 40)
Als Schwerpunkt der Logistikwirtschaft gilt Duisburg. Der größte Binnenhafen Europas operiert in engem Verbund mit Rotterdam und Antwerpen. Der seit 1990 entwickelte linksrheinische Standort "Logport" auf dem Gelände des ehemaligen Hüttenwerks "Rheinhausen" bildet neben dem rechtsrheinische Binnenhafen den Knotenpunkt zwischen der etablierten Rheinschiene und dem zukunftsträchtigen Ost-West-Entwicklungskorridor.

Unterstützt werden die Logistik-Standorte zunächst durch Forschungs- und Ausbildungsstätten: Die Universität Duisburg-Essen/Standort Duisburg gilt als eine der führenden Einrichtungen für Logistik und Verkehrsbetriebswirtschaft und hat u.a. den Lehrbetrieb in einem neuen Studiengang "Logistik und Verkehr" aufgenommen (Projekt Ruhr GmbH 2003, S. 40).

Auch die Universität Dortmund bildet mit der Gründung des Fachgebietes Logistik ("FLog") und dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) ein wesentliches Verbindungsglied für den Know-how-Transfer von Wissenschaft und Forschung zur Praxis.
Der Logistik-Standort in Herne - ebenfalls an Wasser (Rhein-Herne-Kanal), Schiene und Straße angebunden - übernimmt eher Funktionen als (inter-)regionaler Umschlag- und Verteilungsknoten zwischen den beiden Flügelstandorten. Innovative Lösungen der sog. "Last Mile-Logistik", d.h. der Verbindung zum Endverteiler bzw. -abnehmer, stehen hier in einer Kooperation der Städte Herne, Herten und Gelsenkirchen im Vordergrund.

Über die Flankierung durch Forschung hinaus unterstützen eine Reihe weiterer Initiativen wie "Logistik NRW" und "LogNet Ruhr" die Vernetzung der Logistik-Aktivitäten von (besonders klein- und mittelbetrieblichen) Unternehmen mit der Forschung und Politik. Der "LOG-IT Club e.V. hat die Aufgabe übernommen, eine Plattform zwischen Unternehmen und Informationstechnologie (IT) zu etablieren, wobei Netzwerke wie "ruhr networker" und das Regionalforum "e-Business" Duisburg/Niederrhein seinerseits die Bündelung der vielfältigen IT-Partner übernommen hat" (Projekt Ruhr GmbH 2003, S. 41).

Von besonderer Bedeutung könnte in diesem Kompetenzfeld das Projekt Cargo Cap sein, das seit 2002 an der Ruhr-Universität Bochum entwickelt wird: Ein Netz von unterirdischen Tunnelstrecken soll von voll automatisierten Drohnen befahren werden, die auf Euro-Paletten das Material zum (Groß-)Abnehmer bzw. zu lokalen Verteilern transportieren (s. Thema "Verkehr und Logistik" und Messoll 2003).