Einleitung: Vom Vierbeiner zum Tausendfüßler

Die Eingangstafel in das Ruhrgebiet
Quelle: RVR Fotoarchiv
Die Wirtschaft des Ruhrgebietes war über einen Zeitraum von über 150 Jahren einseitig durch die vier schwerindustriellen Sektoren Kohle, Stahl, Chemie und Energie geprägt. Als Erdöl, Erdgas und preiswerte Importkohle den deutschen Markt eroberten und auch Stahl andernorts günstiger produziert werden konnte, brach das zuvor florierende, produzierende Gewerbe des Ruhrgebietes ein. Die Region zeichnete sich seit Mitte der 1970er Jahre durch eine überdurchschnittlich hohe Arbeitslosigkeit aus. Um neue monostrukturelle Abhängigkeiten zu vermeiden, setzte man aus wirtschaftspolitischer Sicht für die Zukunft auf eine möglichst breite Palette von Branchen, wobei die traditionellen Branchen im Sinne der Bestandsentwicklung erhalten wurden.

Der wirtschaftliche und gesellschaftliche Strukturwandel im Ruhrgebiet hat neuen Wirtschaftszweigen im produktiven Sektor wie z.B. der Informations- und Kommunikationstechnik Platz zur Entfaltung gegeben (s. Themen "Strukturwandel des Mittelstandes" und "Kompetenzfeldwirtschaft"). Aber kein Wirtschaftssektor hat sich wirtschaftlich so positiv entwickelt wie der Dienstleistungsbereich. Mit hohen Wachstumsraten zeichnen sich vor allem die wirtschaftsorientierten Dienstleistungen wie Werbung, Forschung und Entwicklung, Transportlogistik, Beratung und Design aus. Aber auch die kultur- und freizeitorientierten Branchen weisen einen vergleichsweise günstigen Zuwachs auf: Der Tourismus, die Sport-, Freizeit- und Kulturwirtschaft, das Kongress- und Messewesen sind tragende Säulen.

Aus dem monostrukturierten, montanindustriellen Vierbeiner entfaltete sich im Verlauf des Strukturwandels ein "Tausendfüßler" mit einer nie da gewesenen Vielfalt und - teils Modewellen unterworfenen - Dynamik (vgl. den Aufstieg und Verfall der sog. "New Economy").

Im Folgenden sollen einige der jüngeren Wachstumsträger aus dem Kranz der Dienstleistungsbranchen vorgestellt werden.