Bildungsblockade
Kaiser Wilhelm II.
Quelle: DHM, Berlin
Quelle: DHM, Berlin
Die katastrophale Bildungssituation im Ruhrgebiet war auf zwei Faktoren zurückzuführen: Zum einen duldete Kaiser Wilhelm II. (1859 - 1941) im Ruhrgebiet keine Hochschulen, da er befürchtete, dass eventuelle Verbindungen zwischen Arbeitern, Armee und geistigen Eliten nicht mehr kontrollierbar seien. Zum anderen wurde zur Blütezeit der Montanindustrie der große Bedarf an Arbeitskräften durch Einwanderungswellen überwiegend aus deutschen Ostgebieten und Polen gedeckt (vgl. Thema "Bevölkerung und Arbeit" in der Rubrik "Aufstieg und Rückzug der Montanindustrie"), die oft weder lesen noch schreiben konnten. Eine Lockerung der "Bildungsanforderungen" war die Folge (Noll/Rechmann 1989, S. 31). Diese doppelte Bildungsblockade konnte etwa drei Generationen lang aufrechterhalten werden.
Anteil der 16- bis 19jährigen, die weiterführende Schulen besuchen
Quelle: Autorenteam, nach Volkmann 1991, S. 88
Quelle: Autorenteam, nach Volkmann 1991, S. 88
Man kam (erst) in jener Zeit zu der Einsicht, dass das niedrige Bildungsniveau anzuheben sei, wenn man nicht die notwendige regionalwirtschaftliche Erneuerung aufs Spiel setzen wollte (siehe nebenstehende Abbildung).
Mit der Eröffnung der Ruhr-Universität Bochum 1964 wurde der Grundstein für die heute dichteste Hochschul- und Forschungslandschaft Deutschlands gelegt und somit eine strukturelle Lücke der Region geschlossen. Weitere Universitäten und Fachhochschulen folgten (s. Thema "Hochschulen und Forschung" in der Rubrik "Erneuerung der Infrastrukturen"). Sie bilden das Fundament für eine hochqualifizierte Arbeiterschaft - eine notwendige, wenn auch nicht hinreichende Vorraussetzung für die Erneuerung der Regionalwirtschaft im Zeichen der jüngsten, von "Chip" und Informationstechnologie geprägten basistechnologischen Generation.
Luftbild der Ruhr-Universität Bochum
Quelle: RVR Luftbildarchiv
Quelle: RVR Luftbildarchiv
Die Bedeutung der Ressource "Wissen" sollte sich in den kommenden Jahrzehnten im Zuge der sich entfaltenden Wissensgesellschaft verstärken.