Kulturwirtschaft

Oft wird mit Kulturwirtschaft nur die Welt der großen glamourösen Musicals und TV-Musiksender verbunden. Doch gerade die vielen erwerbswirtschaftlich tätigen Klein- und Mittelbetriebe, die in ihrer Arbeit regional orientiert sind, machen das typische Bild der Kulturwirtschaft aus. Die Branche der Kulturwirtschaft boomt in Nordrhein-Westfalen und das hat sie vor allem der wachsenden Verfügbarkeit von Freizeit sowie den größeren finanziellen Spielräumen breiter Bevölkerungsschichten zu verdanken. Seit etwa zehn Jahren gehört die Kulturwirtschaft auch zu den Wirtschaftsbereichen, die gezielt von der Landesregierung gefördert werden, um ihr wirtschaftliches Potenzial besser auszuschöpfen. In diesem Zusammenhang entsteht regelmäßig ein Kulturwirtschaftsbericht, zuletzt im Jahr 2007 (5. Kulturwirtschaftsbericht).

Was aber versteht man unter Kulturwirtschaft?

Eine eindeutige Definition fällt schwer, da es sich bei der Kulturwirtschaft um eine facettenreiche Gruppe kulturbezogener Wirtschaftsbranchen handelt. Die folgende Definition, die ausdrücklich die Medienwirtschaft einschließt, ermöglicht jedoch einen guten Überblick:

Die Kulturwirtschaft umfasst im engeren, weiteren und ergänzenden Sinne alle Wirtschaftsbetriebe und erwerbswirtschaftlichen Aktivitäten, die für die Vorbereitung, Schaffung, Erhaltung und Sicherung von künstlerischer Produktion, Kulturvermittlung und/oder medialer Verbreitung Leistungen erbringen oder Produkte herstellen bzw. veräußern (MWMTV 1995, S. II).

Mit dem Merkmal der "erwerbswirtschaftlichen Ausrichtung" der Kultur- und Medienwirtschaft ist das öffentlich geförderte "Kulturleben" definitionsgemäß ausgeschlossen. "Zum Kulturleben gehören die öffentlichen Kultureinrichtungen (z.B. Museen und Theater in öffentlicher Trägerschaft) und der große Teil der öffentlich geförderten sowie privaten Kulturaktivitäten von Individuen, Gruppen und privaten Institutionen (z.B. Vereinen), die überwiegend keinem Erwerbszweck dienen" (MWMTV 1995, S. 7) (s. hierzu das Thema "Kultur und Regionalbewusstsein" und zum Bereich der Industriekultur das Thema "Industriekultur").
Kultur- und Medienwirtschaft
Quelle: Autorenteam nach MWMT 1995, S. 8
Titelblatt des Kultur- und Reisemagazins für das Ruhrgebiet "1000 Feuer", Herbst/Winter 2002
Quelle: KVR 2002
Zentrales Kriterium dieser Definition von Kulturwirtschaft ist der erwerbswirtschaftliche Zweck, also die Zugehörigkeit einer kulturbezogenen Tätigkeit zum privaten Wirtschaftssektor verschiedener Teilmärkte. Zu diesen Teilmärkten der Kulturwirtschaft zählen:

• Musikwirtschaft,
• Literatur- und Buchmarkt,
• Kunstmarkt und Design,
• Film-/TV-Wirtschaft sowie
• Darstellende Kunst und Unterhaltungskunst.
Als größter Teilmarkt gilt der Literatur-, Buch- und Pressemarkt, gefolgt von der Film- und Fernsehwirtschaft und der Musikwirtschaft. Zusammen mit den Branchen Kunstmarkt sowie darstellende und Unterhaltungskunst bot der Wirtschaftsbereich in NRW rund 280.000 Menschen Arbeit (Stand: 2000).
Beschäftigte in Teilmärkten der Kulturwirtschaft in NRW
Quelle: Autorenteam, nach 3. Kulturwirtschaftsbericht NRW
Die Ruhrpottcard
Quelle: Ruhr Tourismus
Die Kulturwirtschaft umfasst also in ihrer engen Definition nicht die von der öffentlichen Hand getragenen oder geförderten Kultureinrichtungen. Diese strikte Trennung zwischen dem öffentlich geförderten Kultursektor und der Kulturwirtschaft gestaltet sich unter dem Druck der schlechten finanziellen Lage der Haushalte und ihrer Kulturförderung recht schwierig. Öffentliche Einrichtungen sehen sich mehr denn je zu marktnahem Verhalten gedrängt und verwandeln sich so in eine Mischform (Internet 10 und Willamowski, Nellen, Bourrée 2000).
Sichtbarer Ausdruck dieses fließenden Übergangs ist die RuhrTopCard. Sie bietet freien Eintritt für Stätten der Industriekultur, für Freizeitattraktionen und bedeutende Museen sowie Ausstellungen. Auch Preisermäßigungen für Musicals, Kino und Theater, das Klavierfestival Ruhr, Jazzveranstaltungen und nicht zuletzt kostenloser Transport im Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) sind enthalten (Internet 17).

Die Vertiefungsseite zeigt die Zeche Zollverein als Flagship-Projekt für Kulturwirtschaft im Ruhrgebiet.