Megatrend: Globalisierung

Mit dem rasanten Aufstieg der Globalisierung ändert sich die Maßstäblichkeit der Aktionsräume von Wirtschaft und Gesellschaft, in der Folge auch die der politischen Handlungsräume, Zuständigkeiten und Reichweiten.

Die "Globalisierung" kann zunächst als Wirkung der neuen Verkehrs-, besonders aber der neuen Informations- und Kommunikationstechnologie verstanden werden. "Der Raum schrumpft durch die rasante Beschleunigung des Transfers von Informationen, Personen und Gütern" - aber auch Kapital - "über weiteste geographische Distanzen" (Krätke 1995, S. 207). Die Echtzeitkontakte in globalem Maßstab erweitern z.B. die Handlungsspielräume der Unternehmen (Zuliefer-und Absatzmärkte, Standortwahl), des Tourismus, des Lernens und der Bildung. Das Internet weitet potenzielle Wissenshorizonte zur globalen und zeitlichen Totale aus.
Definition Globalisierung
Quelle: Autorenteam in Anlehnung an Diercke 360°, 1/2008, S. 2
Neben Europa, USA und Japan, d.h. der klassischen Triade, betreten nun neue Wirtschaftsmächte wie China, Brasilien und Indien die Bühne. Unter dem Druck der erstarkenden und sich vervielfältigenden weltwirtschaftlichen Konkurrenten reagiert die Europapolitik mit Liberalisierung, Deregulierung und internationalen Kooperations- / Vernetzungsstrategien. Diese neue "Konkurrenz der Regionen" wird als existenzielle Herausforderung erachtet und mit neuen Strategien beantwortet: Hier sind zum einen die INTERREG - Programme der EU zur interregionalen / internationalen Kooperation und Vernetzung von Bedeutung, zum anderen die Lissabon/Göteborg-Strategie. Sie zielte mit den EU-Ratsbeschlüssen von Lissabon im Jahr 2000/2001 auf eine Gleichzeitigkeit von Wachstums- und sozialen Ausgleichszielen, also zu einer Art europapolitischer "Quadratur des Kreises" (vgl. Thema "Metropolen und Metropolregionen").

Die technologisch-wirtschaftliche Wandlungsdynamik führt im Verein mit der Globalisierung zu einem Umbau von der Industrie- über die Dienstleistungs- zur Wissensgesellschaft.

Der Umbau zur neuen Stadtwirtschaft, zur Wissensökonomie, ist mit einem paradigmatischen Schwenk zur Metropolisierung verbunden. Denn es sind die Metropolen, die als Knotenpunkte der Generierung, Verarbeitung und Kommunikation von Wissen global vernetzt sind und besondere unternehmerische Standortvorteile bieten. Das neue Paradigma der Metropolisierung zeitigt erwartungsgemäß seine Wirkungen auch in der Regional- bzw. Stadtentwicklungsplanung Europas und Deutschlands. Seit Mitte der 1990er Jahre arbeitet ein "Initiativkreis europäischer Metropolregionen in Deutschland" an Untersuchungen, Konzepten und Ausweisung deutscher Metropolregionen (s. u.).

Während in den europapolitischen Leitbildern der Lissabon / Göteborg-Strategie neben der Globalisierung auch der basistechnologische Wandel von klassischen industriellen Produktionsweisen des Fordismus (Montan-, Auto-, Teilen der Elektro- und Elektronik-Industrie) zu postfordistischen, "wissensbasierten Wirtschaft" (vgl. "Von der Industrie zur Dienstleistung") Beachtung findet, die Herausforderung des Klimawandels immerhin Erwähnung findet, erscheint der Demographische Wandel (vgl. Thema "Demografische Wandel") als "Megatrend" nur unzureichend berücksichtigt.
Wirkung der Globalisierung und das Ruhrgebiet
Quelle: Autorenteam
Quelle: Autorenteam
Wie mit jeder bisherigen basistechnologischen Generation, so schrumpft auch mit der neuen das Raum-Zeit-System und zwar mit mehrfachen Wirkungen:
(a) Die Kombination von Produktion, Fernübertragung und Verarbeitung von Informationen (Informations- und Kommunikationstechnologie/IuK) erlaubt es, eine Information in Echtzeit rund um den Globus zu senden und kaum verzögert auch durch Massenmedien in bisher ungeahnter Breitenwirkung zu verteilen. Ein Informationsfluss, der früher ähnlich nur in einem kleinen Dorf möglich war, erfasst nun den Globus. Die Rede ist vom "Globalen Dorf" und von einer zunehmenden "Raum-Zeit-Kompression".
(b) Verstärkt wird dieser Trend durch weitere Komponenten dieser "logistischen Revolution": Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnen, Flugzeuge, Schnellstraßen und Großtunnel (Alpen-, Kanal-, Öresundtunnel): Die praktisch auf Null reduzierte Telekommunikation wird ergänzt um Transportmöglichkeiten von Personen und Gütern, die praktisch jeden Winkel der Erde innerhalb eines Tages erreichen können.
Quelle: Autorenteam
(c) Die Spitzen der Politik, der Konzerne und Finanzwelt konzentrieren sich in wenigen Macht- und Finanzzentren, den "Global Cities", die in Echtzeit rund um den Globus vernetzt sind, deren Verflechtung mit der Region aber weitgehend aufgelöst ist. Die räumlichen Entwicklungstendenzen der Informationsgesellschaft kristallisieren sich aus zu "ortloser Macht und machtlosen Orten" (Henderson/Castells 1986, S. 26).
Quelle: Autorenteam
(d) Damit stehen Unternehmen, Standorte, also auch Arbeitsplätze in tendenziell weltweiter "Konkurrenz der Regionen": Die bezahlbare Erwerbsarbeit - soweit auf standardisierte, Routinejobs zu reduzieren - nimmt in hochindustrialisierten Regionen ab: Sie sucht sich im globalen Raum die günstigsten Standorte oder wird "vor Ort" durch Automaten/Roboter ersetzt. Während dabei früher Schwellenländer und westeuropäische Peripherien (z.B. Portugal, Irland) präferiert wurden, zeichnet sich in jüngerer Zeit eine Umorientierung auf osteuropäische und östlich benachbarte Länder ab.