Einführung

Bis in die 1960er Jahre gab es in den Ruhrgebietsstädten "immer nur eine Bewegung, ein steil nach oben gerichtetes Wachstum. (...) Bis 2020 haben wir in Essen mit 24.000 leerstehenden Wohnungen zu rechnen, das sind 20 Prozent des Bestandes" (Elfes 2003, S. 8).

Diese Einsicht ist ebenso erstaunlich wie - unter Bedingungen fehlender Gegensteuerung - richtig: Das Erstaunen beruht auf der Tatsache, dass weder das Ausmaß noch der Sachverhalt selbst bisher ernst genommen worden sind: Trotz des nunmehr etwa vierzigjährigen Schrumpfungsprozesses der Bevölkerung gab das Bevölkerungswachstum als Grundlage jeder Stadtentwicklung erst in jüngster Zeit Anlass zur Sorge.

Ein Umdenken ist nur sehr vereinzelt (z.B. seitens der Leitung der Internationalen Bauausstellung Emscher Park) und widerstrebend erkennbar: Das Phänomen der Stadtschrumpfung gilt als Tabu, die darin verborgenen Chancen konnten (und können?) nicht thematisiert werden.

Der Weg der Stadtentwicklung im Ruhrgebiet soll im Folgenden ausgehend von der Nachkriegssituation nachgezeichnet werden (zu früheren Bebauungsphasen vgl. Thema "Wohnen und Bauen"). Dabei werden anhand ausgewählter Beispiele die charakteristischen Entwicklungszüge veranschaulicht und in Bezug zu dem jeweils zugrunde liegenden Planungsverständnis gesetzt.

Vier charakteristische Phasen lassen sich dabei herausstellen:
  1. Nachkriegssituation,
  2. Wirtschaftsaufschwung,
  3. Die 'Umsteuerung' in den 1980er Jahren sowie
  4. Probleme und Lösungsansätze des Stadtumbaus seit den 1990er Jahren.