Hochkultur

Ihren Ursprung verdanken die kulturellen Institutionen des Ruhrgebietes weniger öffentlichen als privaten Initiativen. Der Industrielle Grillo stiftete im Jahr 1892 in Essen das erste Stadttheater im Ruhrgebiet. Allmählich entfaltete sich aber entsprechend der polyzentrischen Struktur der Region in vielen Kommunen eine "ortsnahe und urbane, also bürgerfreundliche kulturelle Infrastruktur (...)", die jedoch "im Neben- und Gegeneinander der kommunalen Kultureinrichtungen nicht überall sinnvolle 'Parallelwelten' entwickelt (...). Diese haben es der Region schwer gemacht, zu Teilen auch gänzlich versagt, metropolitane Strukturen auszubilden, und nur in wenigen Fällen gelang es, Kulturinstitute von nationalem oder gar internationalem Rang zu schaffen" (Bourée/Nellen 2003, S. 718).

Hierzu zählen z.B. das Schauspielhaus Bochum, das Aalto-Musiktheater Essen und die Museen Folkwang in Essen, Lehmbruck in Duisburg sowie das Deutsche Bergbaumuseum in Bochum. Nicht zufällig konzentrieren sich diese führenden Kultureinrichtungen in den großen Hellwegstädten.

Aber auch in den Kernstädten der Hellwegzone sind Probleme unübersehbar:
  • Im Vergleich mit anderen Regionen und Großstädten Deutschlands wird eine deutliche finanzielle Minderausstattung der Pro-Kopf-Ausgaben für Kultur festgestellt (vgl. Micosatt 2003, S. 388 f.).
  • Erschwerend tritt in Bezug auf die Theater hinzu, dass das Land Nordrhein-Westfalen zwischen 1981 und 2001 den stärksten Besucherschwund Deutschlands erlitten hat. Fast jeder dritte Theaterbesucher ging in Nordrhein-Westfalen verloren, im Ruhrgebiet jeder vierte (Bourrée 2003, S. 435). Deutliche Verluste erlitten auch die Opernhäuser (Ausnahme u.a. Essen), Ballett, Operette und Musiktheater.
  • Zudem wird sich der prognostizierte Bevölkerungsverlust besonders in den Kernstädten des Ruhrgebietes auf die kommunalen Einnahmen und damit weiter auf deren Kulturausgaben auswirken (s. Thema "Bevölkerung und Arbeit"): Die Städte im Ruhrgebiet werden mit weniger Geld und weniger Besuchern auskommen müssen.
  • Vor diesem Hintergrund war es ein wichtiges kulturpolitisches Erfordernis, die mannigfaltigen "Parallelwelten" des Ruhrgebietes zu einem Gesamtkonzept weiter zu entwickeln. Diesem Zweck diente zunächst das Theaterfestival Ruhr, bis im Jahre 2002 die RuhrTriennale ins Leben gerufen wurde.
Besucher an den Theatern im Ruhrgebiet
Besucher an den Theatern im Ruhrgebiet
Quelle: Bourrée 2003, S. 345