Vertiefung: Sanierungsbedarf und Sanierungsmaßnahmen

Sanierungsbedarf

In den 1980er Jahren verfiel das Image von Großwohnsiedlungen, so auch in Hörde. Zum einen nahmen die Bewohner städtebauliche Mängel wie Angsträume, die durch unübersichtliche Zuwege und Durchgänge sowie im Kellergeschoss liegende Eingänge entstanden waren sowie das Fehlen nutzbarer Freiflächen nicht mehr hin. Zum anderen setzte der selektive Fortzug soziale Segregationsprozesse in Gang, die einem sich selbst verstärkenden Kreislauf unterlagen. Merkmale waren z.B.:
  • schlecht funktionierende Nachbarschaften durch hohe Mieterfluktuation,
  • hoher Ausländeranteil (2003 ca. 25 %), meist Russlanddeutsche (die Siedlung wurde von der Bevölkerung "Russensiedlung" genannt),
  • wachsende Anzahl von Familien mit Sozialhilfebezug,
  • hohe Arbeitslosigkeit.

Sanierungskonzept

Im Oktober 1995 hat man im "NOA-Konzept" (Neues ökosoziales Ambiente) erste Verbesserungsmaßnahmen skizziert. Daraus wurde im Oktober 1996 das "Integrierte Handlungskonzept für die Weiterentwicklung der Großsiedlung Clarenberg" abgeleitet. Es beinhaltete "gebäudebezogene und städtebauliche Maßnahmen, die mit beschäftigungswirksamen Projekten verknüpft werden sollen. (...) Der gesamte Erneuerungsprozess wird von einer umfassenden Bewohnerbeteiligung begleitet" (Internet 1).
Die Bewohnerbeteiligung zeichnete sich durch folgende Merkmale aus:
  • 1996 führte man eine Befragung unter den Bewohnern durch mit dem einstimmigen Ergebnis: "Zu dreckig, zu dunkel, zu gefährlich" (Westfälische Rundschau, 12.01.02).
  • Einstellung einer Sozialarbeiterin, die sich u.a. um die Koordination der Akteure und die Unterstützung von Planung und Konzeption einsetzt. Dieses Konzept wird von der Wohngesellschaft als "soziale Baubegleitung" verstanden. Z.B. war es für einige hochbetagte Mieter notwendig, Hilfestellungen beim Möbelrücken zu organisieren oder mit Mietern und Kostenträgern vorübergehende anderweitige Unterbringungen zu ermöglichen (Internet 2).
  • Regelmäßige Projektbesprechungen und Projektkonferenzen mit Planern, Kundenbetreuern, der Projektsteuerung, den sozialen Projekten, dem Planungsamt;
  • Einbeziehung von Minderheiten mit Hilfe eines Dolmetschers und Kontakte mit ethnischen Vereinen;
  • Direkte Einwirkung auf die Gestaltung der Außenanlagen durch Bewohnerbeteiligung;
  • Stadtteilkonferenzen.

Die Siedlung Clarenberg gehört seit Sommer 1997 zum Handlungskonzept der Landesregierung Nordrhein-Westfalen "Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf", heute unter dem Titel "Soziale Stadt NRW". Inhalt des Programms ist die Reaktion auf die strukturellen Umbrüche, die sich infolge des gesamtwirtschaftlichen Strukturwandels in Nordrhein-Westfalen auf Stadtteilebene widerspiegeln. Die am Programm beteiligten Stadtteile lassen sich einerseits der Gruppe der altindustriellen Arbeiterstadtteile, andererseits der Kategorie der Großsiedlungen der 1960er und 1970er Jahre zuordnen. Somit standen neben der Finanzierung durch die Ruhr-Lippe Wohnungsgesellschaft auch Landesmittel zur Stadterneuerung zur Verfügung (Wegener 2001b, S. 42). Im März 1997 begannen Umbau- und Modernisierungsarbeiten. Seit dem 01.01.2006 ist Dortmund Clarenberg formell kein Programmgebiet der Sozialen Stadt NRW mehr. Bis Ende 2007 liefen die letzten öffentlich geförderten Maßnahmen aus und Bauvorhaben wurden abgeschlossen.

Sanierungsmaßnahmen

Im Jahr 2002 wurde die Sanierung der Siedlung abgeschlossen, seitdem wird sie als "Neuer Clarenberg" bezeichnet. "Die sanierte Siedlung überzeugt alle Experten. Vertreter der Wohnungsämter und Wohnungsbaugesellschaften aus ganz Deutschland geben sich die Klinke in die Hand" (Internet 3). Weitere Verbesserungen der Wohnsituation erfolgten in den Jahren bis Ende 2005 (Internet 1).

Welche Baumaßnahmen wurden durchgeführt, damit der "Neue Clarenberg" heute als Vorzeigeprojekt für andere Betonbunker gelten kann?
  • Durch Wärmedämmung, neue Fenster und neue Dächer wurde 6 % der Heizkosten eingespart,
  • neue Fassaden und Hauseingänge bekamen einen besonderen Anstrich in "sonnigen Farben" (Wegener 2001a, S. 38),
  • die Durchgänge zwischen den Wohnblocks wurden umgestaltet (u.a. zu einem Ladenlokal umgebaut),
  • bis zu 8 Meter große überdimensionale Hausnummern geben der Siedlung laut Architekt Hanke etwas Unverwechselbares. "Durch die großen Zahlen reduzieren sich die Hochhäuser (...) selbst in ihrer Größe, wirken kleiner, nicht mehr so erdrückend" (Internet 3).
  • Die Beschäftigung eines Concierge in einem der Hochhäuser, der über eine Videoanlage sieben Häuser und die Tiefgarage überwachen kann, hat sich als vorteilhaft erwiesen. "Der Vandalismus ist seitdem um 90 Prozent zurückgegangen. Die Mieter fühlen sich sicherer" (Internet 3).
  • Wegener, B. (2001a): "Clarenberg" in Dortmund-Hörde - eine Wohnanlage der 70er-Jahre neu gestaltet und modernisiert. In: Die Wohnungswirtschaft, 54. Jahrgang, Nr. 3, März 2001, S. 36-39, Hamburg: Hammonia
  • Wegener, B. (2001b): Haustürengespräche und Ehrenamt - Soziales + Bauliches = gleichwertig. In: Die Wohnungswirtschaft, 54. Jahrgang, Nr. 4, April 2001, S. 42-45, Hamburg: Hammonia
  • Internet 1: http://www.soziale-stadt.nrw.de/stadtteile/profil_do_clarenberg.html (fotografiert von Cornelia Suhan) (zuletzt aufgerufen am: 23.12.2008)
  • Internet 2: http://www.ruhr-lippe-wohnen.de/rlw-slt/rlb?name=clarenberg.htm&back=/rlw-slt/rlb?name=projekte.htm (Im WWW leider nicht mehr verfügbar!)
  • Internet 3: http://www.wdr.de/tv/service/bauen/inhalt/20020301/b_4.phtml (Im WWW leider nicht mehr verfügbar!)