Vertiefung: Das Beispiel Gewerbepark Gladbeck-Brauck

Der Bergbau entstand auf dem Areal des heutigen Gewerbeparks in Gladbeck-Brauck erst um die Jahrhundertwende. Nachdem 1972/73 die Bergbauanlagen stillgelegt und abgerissen wurden, siedelten sich typische Zwischennutzungen an: flächenintensives, geringwertiges Gewerbe in den verbliebenen Gebäuden. Ende der 1980er Jahre machte sich der Flächenengpass in der Stadt bemerkbar, alle bestehenden Gewerbeflächen waren besetzt. Also entschied man aus dem unter Wert genutzten Gewerbegebiet in verkehrsgünstiger Lage an der Autobahn einen hochwertigen Gewerbepark zu entwickeln.
Gewerbepark Brauck
Quelle: RVR-Fotoarchiv
Ein hochwertiger Standort muss aber altlastenfrei sein und eine angemessene städtebauliche Qualität besitzen: moderne Architektur, baumbestandene Alleen, umgebende Parklandschaft, Einpassung in die bestehenden Siedlungsbereiche. Eine Brache mit Altlastenverdacht hat nur 10 bis 30 % des Werts von unbelasteten Grundstücken, eine Inwertsetzung kann sich also durchaus rechnen!

Bei der Umnutzung des ehemaligen Bergwerks "Graf Moltke III/IV" zum Gewerbegebiet Gladbeck-Brauck verfolgte man eine besondere Strategie. Die Umsetzung erfolgte im Rahmen einer Public-Private-Partnership. Der Alteigentümer - die MGG (heute 'RAG Montan Immobilien') im Auftrag der ehemaligen Ruhrkohle AG - und die Kommune gründeten eine Entwicklungsgesellschaft für dieses Projekt. Der Eigentümer erhält öffentliche Unterstützung (Fördergelder und kommunales Engagement), die Stadt spart Kosten und Arbeit für Erwerb, Aufbereitung und Vermarktung der Fläche.

Trotz des hohen Anspruchs der IBA Emscher-Park an ihre Projekte bleiben einige Kritikpunkte: Das Gebiet stellt zwar ein Bindeglied von den benachbarten Siedlungsbereichen zum westlichen Grünzug dar, aber viele leere Flächen und die fehlende gestalterische Qualität des Gewerbeparks lassen es unattraktiv erscheinen. Die begrünte Aussichtshalde ist (noch) nicht betretbar. Auch die Erreichbarkeit des Gewerbeparks durch den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) erscheint unzureichend. Traten am Ende die Nachhaltigkeitsaspekte hinter Vermarktungsprioritäten zurück?