Rubrik: Erneuerung der Wirtschaft

"Während die Arbeit unter Tage langsam ausgeht, wachsen die Bürotürme in Essen in den Himmel" (Berg 2003, S. 6)
Quelle: Autorenteam
"Halb noch in Rost und Schlacke gefangen, halb auf dem Sprung nach Übermorgen; keine zweite Region in Deutschland wandelt sich so radikal wie das Ruhrgebiet. Zwischen Trümmern der alten Industrie blühen High-Tech-Betriebe und Forschungslabors" (Wirtschaftswoche Nr. 34, 1989, S. 40).

Die im Ruhrgebiet seit den 1960er Jahren andauernde Entwicklung von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft ist eingebettet in und überformt von ganz unterschiedlichen Parallelprozessen, die teils seit längerem, teils erst in jüngerer Zeit als übergeordnete "Motoren" und Rahmenbedingungen des Strukturwandels im Ruhrgebiet wirken.

Neben dem Wandel von der "Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft" bestehen besondere Herausforderungen in der neuen Technologiegeneration, in der Globalisierung und dem "Wettbewerb der Regionen" (s. Modul "Megatrends des gesellschaftlichen Umruchs"), schließlich in der demografischen Entwicklung und deren Folgen für den regionalen Absatz- und Arbeitsmarkt.
Den außenbürtigen Bestimmungsfaktoren stehen innenbürtige zur Seite: zum einen die "Pfadabhängigkeit" von den historischen, industriellen Entwicklungsdeterminanten besonders in der Umbau- und Rückzugsphase der Montanindustrie; zum anderen die lenkende bzw. rahmensetzende landes- und regionsspezifische Strukturpolitik.

Als nebeneinander und ineinander verflochtene Prozesse haben diese Wandlungsimpulse im Ruhrgebiet eine hohe Eigendynamik entfaltet. Sie führt zu einer steuerungspolitisch nur schwer beherrschbaren Problemkonstellation, die sich - werden nicht mutige und radikale Lösungen gewagt - in absehbarer Zukunft noch verdichten könnte.

Die Module dieses Themas widmen sich nach einem Überblick zum Umbauprozess von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft zunächst den Hauptakteuren, das sind die ehemaligen Montankonzerne, die mittelständische Wirtschaft, die Unternehmensgründungen. Dabei spielen die Umbauprozesse des Arbeitsmarktes eine entscheidende Rolle.

Die vielversprechende regionale wirtschaftspolitische Initiative der so genannten ?Kompetenzfeldwirtschaft? rundet das Thema ab.

Wirtschaftswoche (1989): Nr. 34, S. 40
Berg, H. (2003): Wir müssen am besten gestern anfangen. In: Regionalverband Ruhr (Hrsg.) (2003): Transfer. Wissenschaft im Ruhrgebiet, 1/2003, S. 6-8