Vertiefung: Zeche Zollverein XII und Kokerei - Essen

Das Fördergerüst des ehemaligen Bergwerks Zollverein Schacht XII, auch Eiffelturm des Ruhrgebietes genannt, galt immer schon als die "schönste Zeche der Welt". Sie war zur Blütezeit der Montanindustrie die weltweit größte und modernste Anlage zur Förderung von Steinkohle.

Geplant wurde sie von den Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer im Stil der von der Bauhaustradition inspirierten Neuen Sachlichkeit. Besonderes Kennzeichen dieses Baustils ist die Verschmelzung von Form und Funktion, Gebäude und Maschine zur Bildung eines funktional und aber auch flexibel gehaltenen Industriebaus. Dieser Baustil setzte in der Architektur neue Maßstäbe. Um die Einzigartigkeit der Gebäude zu bewahren wurde Zollverein Schacht XII kurz vor der Stilllegung im Jahr 1986 unter Denkmalschutz gestellt.

"Wir müssen erkennen, dass die Industrie mit ihren gewaltigen Bauten nicht mehr störendes Glied in unserem Stadtbild und in der Landschaft ist, sondern ein Symbol der Arbeit, ein Denkmal der Stadt, das jeder Bürger mit wenigstens ebenso großem Stolz dem Fremden zeigen soll, wie seine öffentlichen Gebäude" (Fritz Schupp, zit. nach Brusis 2000, S. 22).
Zeche Zollverein
Quelle: RVR-Fotoarchiv
Die Förderung begann 1932. Dem Mutterkonzern Vereinigte Stahlwerke AG, einem Verbund von Thyssen, Rheinelbe-Union, Phoenix und den Rheinischen Stahlwerken, war daran gelegen, eine weitgehende Rationalisierung ihrer Produktionsprozesse zu erreichen. Es sollte in einem einzigen Schacht die Fördermenge erreicht werden, die vorher zwölf Schächte übernommen hatten. Die Fördermenge konnte tatsächlich von 3.000 t Tagesleistung auf die damals unvorstellbare Menge von 12.000 t gesteigert werden. Ein hochgradig technisierter industrieller Großkomplex aus 20 Gebäuden und Türmen entstand.

Die Zeche Zollverein war die letzte Essener Großzeche und ist im Jahr 1986 stillgelegt und unter Denkmalschutz gestellt worden.

Am 14. Dezember 2001 nahm die UNESCO Zollverein in die Liste des Weltkulturerbes auf. Damit wurden zum einen die Bemühungen gekrönt, die Industriekultur als neuen und im Ruhrgebiet unverzichtbaren Bestandteil der Region zu etablieren. Zum anderen liegt in dieser Würdigung eine Herausforderung, den Standort zum Flagship, zum "Eiffelturm des Ruhrgebietes" weiter zu entwickeln.
Nur wenige Monate später, im Februar 2002, präsentierte der Architekt und Städteplaner Rem Koolhaas seinen Masterplan für die Umgestaltung. Sein Konzept sieht den Ausbau des Geländes zu einem Design-, Wirtschafts- und Kulturstandort von internationalem Rang vor. Bis 2010 soll das 100 Hektar große Areal zum Wirtschafts- und Kulturzentrum ausgebaut werden, unterstützt mit etwa ¤ 110 Mio. aus Mitteln der Europäischen Union, des Landes Nordrhein-Westfalen und der Stadt Essen. Aufgrund der Einmaligkeit und der internationalen Anerkennung des Standorts ist zu erwarten, dass Zollverein künftig eine ähnliche Bedeutung erlangen wird, wie die Londoner Docklands, Puerto Madero in Buenos Aires oder die Hafencity Hamburg (Internet 1).
Die Zeche dient heute als Prestigeobjekt für die Region Ruhrgebiet und Aushängeschild des Industriekulturellen Erbes. Genutzt wird sie auch als Veranstaltungsort für Tagungen, Konzerte, Messen (WOMEX - internationale Musikmesse) und vieles mehr. Im Kulturhauptstadtjahr 2010 wird Zollverein einer der Zentralen Veranstaltungsorte für die Repräsentation der Region sein.

Heute finden sich auf dem Gelände der Zeche Zollverein u.a. folgende Einrichtungen (Internet 2):
  • Das neue Ruhrmuseum - eröffnet 2009 in der ehemaligen Kohlenwäsche.
  • Das Design Zentrum Nordrhein-Westfalen - eröffnet 1997 im ehemaligen Kesselhaus.
  • Das Red Dot Design Museum - Dem Design Zentrum angegliedertes Museum für Design.
  • Zollverein School of Management and Design - Seit Mitte 2006 in einem Neubau auf dem Gelände zu untergebracht.
  • Designstadt Zollverein - Areal für die Ansiedlung und Gründung von Unternehmen der Kreativbranche auf 35.000 m².
  • PACT Zollverein (Choreographisches Zentrum Nordrhein-Westfalen).
  • Kunstschacht Zollverein


Die Gesamtanlage Zollverein ist ein international bedeutsamer Standort und ist als Ankerpunkt mit Besucherzentrum in die Route der Industriekultur eingebunden. Von hier startet auch eine Themenroute, welche den benachbarten bergbaugeprägten Stadtteil Katernberg erschließt.

Die Freiflächen auf dem Zollverein-Gelände werden ähnlich dem Landschaftspark in Duisburg, unter dem Motto "Pflegende Entwicklung" ihrer Entwicklung zu einer artenreichen Flora- und Fauna-Landschaft überlassen.
Kokerei Zollverein
Quelle: RVR-Fotoarchiv
Die Freiflächen auf dem Zollverein-Gelände werden ähnlich dem Landschaftspark in Duisburg, unter dem Motto "Pflegende Entwicklung" ihrer Entwicklung zu einer artenreichen Flora- und Fauna-Landschaft überlassen.
Die Gesamtanlage Zollverein ist ein international bedeutsamer Standort und als Besucherzentrum in die Route der Industriekultur eingebunden. Von hier startet auch eine Themenroute, welche den benachbarten bergbaugeprägten Stadtteil Katernberg erschließt.