Problemkreise der Suburbanisierung

Die Mehrheit der in die Städte Ziehenden wird zum einen von Ausländern, zum anderen aber von jungen Alleinlebenden (Singles) und kinderlosen Doppelverdienern ("Dinkies": "double income no kids") gestellt, soweit Arbeitsplätze für deren qualifizierte (Dienstleistungs-)Berufe vorhanden sind.

Um das Kern-Ruhrgebiet hat sich ein "Speckgürtel" ausgebildet, in den es vor allem wohlhabendere Familien der Mittelschicht zieht. Allerdings dürfte sich dieser Trend der Familienwanderung abschwächen. Beispielsweise beträgt in Essen der Anteil der Haushalte mit Kindern nur noch 16 %, von denen zudem ein erheblicher Anteil den weniger mobilen, armen und ausländischen Familien angehört. "Die hohe Zeit der Suburbanisierung durch Familienwanderung der Mittelschicht ins Umland dürfte damit vorbei sein" (Strohmeier 2002, S. 11).

Dennoch gilt: "Die Bevölkerungsumverteilung hat bereits einen "Problemberg" in den benachteiligten Quartieren der Kernstädte entwickelt und wird diesen in einigen Jahrfünften auch - modifiziert - in den suburbanen Raum und ins Umland exportieren: Er wird hier zu einer Überlastung der bislang noch intakten informellen Solidarpotenziale und zur sprunghaft steigenden Nachfrage nach sozialen Diensten für Kinder und Alte dort führen, wo die entsprechende Infrastruktur besonders wenig entwickelt ist" (Strohmeier 2002, S. 4).

Die Städte und Stadtteile der Emscherzone bilden dagegen bereits heute nicht nur den Armuts- und demografischen Schrumpfungspol in NRW, sondern sie weisen zugleich auch die geringsten Lebenserwartung des Landes auf. Dieses ist ein Indikator für den unzureichenden Gesundheitszustand und für entsprechende Leistungsanforderungen an die öffentliche Infrastruktur. In den etwa 100 Problemquartieren des Ruhrgebietes konzentriert sich zudem auch der höchste Besatz an Sozialhilfeempfängern, dominiert von Personen ohne oder mit nur geringem Schulabschluss.

Dabei wächst nicht nur die Zahl der in Armut lebenden Bevölkerung, sondern sie erfasst zugleich immer häufiger auch Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Diese machen bereits heute rund 40 % der Sozialhilfe-Empfänger aus. Für diese Jugendlichen wird es immer schwerer, den Anschluss an Bildung, Berufsqualifikation und Beschäftigung zu halten. Eine Verstärkung der Arbeitslosigkeit, Gettoisierung, Resignation und Aggression drohen.