Vertiefung: Nationalpark der Industriekultur

Anfang Februar 2000 trat auf der Zeche Zollverein die Initiativgruppe zur Einrichtung eines "Nationalparks der Industriekultur" an die Öffentlichkeit. Den Ausgangspunkt bildet die Einsicht, dass das Industriezeitalter - wesentlich vom Ruhrgebiet geprägt und nirgendwo anders so total von ihm überformt - seinem Ende entgegen gehe. Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, die idealen Voraussetzungen im Ruhrgebiet zur Bewahrung und Weiterentwicklung einer neuartigen Kulturlandschaft zu nutzen.
"Dabei geht es um einen faszinierenden neuen Typus von Kulturlandschaft, der als einmalig und aufregend erfahren wird, zum künstlerischen Experiment herausfordert und einen bedeutenden Standortfaktor für die Zukunftsentwicklung darstellt" (Initiative Nationalpark Zollverein 2000, S. 40). Anders richten sich die Ziele nicht auf das geläufige Verständnis von Nationalparks im Sinne einer Bewahrung und statischen Konservierung, sondern darauf, die "wertvollen und einzigartigen Ressourcen in der Industrielandschaft für künftige Entwicklungen zu schützen" (Initiative Nationalpark Zollverein 2000, S. 41).

Bislang ist das Schicksal dieser faszinierenden Vision ungewiss. Die Idee wurzelt, wie so viele im Ruhrgebiet, in einem frühen Vorläufer: Im Jahre 1968 hat Ferdinand Kriwet ein "Manifest zur Umstrukturierung des Ruhrreviers zum Kunstwerk" verfasst. Seine von Künstlergruppen mitgetragene Überzeugung war es, dass das Ruhrgebiet neben einer wirtschaftlichen Strukturreform auch eine künstlerische bedürfe und dadurch gewönne (Fehr 2000, S. 50).