Vertiefung: Selbermacherprojekte

Strohmeier traut dem Wirkungsmodell der Stadtteilerneuerung, dem "magischen Dreieck: "Integration - Identifikation - Partizipation" keine ausreichende Dynamik zu: Die Erwartung, dass "Partizipation der Bewohner (?) zu erhöhter Integration (im Sinne intensivierter sozialer Beziehungen)" führe "und diese zu erhöhter Identifikation mit dem Stadtteil und den Menschen dort, woraus wiederum eine erhöhte Wahrscheinlichkeit weiterer Beteiligung resultiert", legt die Wirksamkeit einer Aufwärtsspirale zugrunde.

"Tatsächlich ist es im hoch instabilen Milieu der (einheimischen und zugewanderten) Gestaltungspessimisten der städtischen Unterschichten jedoch vielfach eine Abwärtsspirale. Denn Partizipation setzt bereits ein gewisses Maß an sozialer Integration und lokaler Identifikation voraus. Die Schwelle der Beteiligungsangebote liegen für den eigentlichen Adressaten, die "Außenseiter" der Stadtgesellschaft, in vielen Fällen zu hoch, so dass die "Etablierten" in der Aufwärtsspirale unter sich bleiben. (?) Veranstaltet man runde Tische, geordnete Bürgerversammlungen oder Stadtteilkonferenzen, werden die ohnehin schon benachteiligten Bevölkerungsgruppen ausgegrenzt. Sie fühlen sich nicht angesprochen und sehen keine Möglichkeiten der Verbesserung ihrer Situation durch Beteiligung. (?) Die Frage ist, wie es gelingen kann, eben diese benachteiligten Bewohnerinnen und Bewohner in nachbarschaftliche Netzwerke zu integrieren damit das Wirkungsmodell der Stadtteilerneuerung auch den erwünschten Aufwärtstrend bewirken kann." (Strohmeier, Bader 2004, S. 65)

Strohmeier setzt hier bei den "individuellen Nutzenorientierungen der Menschen" an. "Selbermacherprojekte", stellen auch für misstrauische und desintegrierte Menschen niedrigschwellige Partizipationsangebote dar erfüllen unmittelbare Nutzenerwartungen. "Sie sehen, dass etwas besser wird, wenn sie es selbst tun. Die zunächst eigennützig motivierte Beteiligung am Projekt schafft als Sekundäreffekt sozial Vernetzung und Integration (?), das heißt es entstehen "selbsthelfende" Strukturen und Mechanismen sozialer Kontrolle sowie Identifikation mit dem Viertel und seinen Menschen". (Strohmeier, Bader 2004, S. 66).

Quelle: Strohmeier, K. P., Bader, S. (2004): Bevölkerungsrückgang, Segregation und soziale Stadterneuerung im altindustriellen Ballungsraum. In: Deutsche Zeitschrift für Kommunalwissenschaften (DfK), 43.Jg., 2004, S. 51 - 68.