Nachhaltiges Flächenrecycling

Noch bis Ende der 1980er Jahre bezogen sich die zentralen Planungskriterien beim Städtebau für Industrie- und Gewerbeflächen vorwiegend auf Verkehrsanbindung, Flächenquantität, Ver- und Entsorgung sowie seit den 1970er Jahren verstärkt auch auf den Immissionsschutz. Erst in diesem Jahrzehnt traten (nicht zuletzt) vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeitsdebatte ästhetische, ökologische und soziokulturelle Aspekte ins Blickfeld, welche auf veränderten Leitbildern für den Städtebau basieren und mit Hilfe der 1987 entwickelten Leitidee des "Arbeitens im Park" in einem Konzept vereinigt wurden, einem Konzept, das neben der IBA (dazu ausführlich und kritisch: Müller, S., Schmals, K. M. 1993) auch die LEG NRW favorisiert.

Als grundlegende, oft in Verbindung mit der o.g. Leitidee genannte Kriterien zur Neunutzung von ehemaligen Industrieflächen lassen sich aus der Literatur folgende ableiten (BfLR 1996, Reiß-Schmidt 1992, Tiggemann 1995):

Der Anteil überbauter und versiegelter Flächen ist in Grenzen zu halten. Zum Teil wird ein Grünflächenanteil von über fünfzig Prozent als Richtwert angegeben, wobei eine Biotopvernetzung und die Präsentation integrierter Freizeitangebote berücksichtigt werden soll.

Dieses Leitziel steht in Verbindung zu dem Anspruch, das jeweilige Gelände in das gesamtstädtische Grünflächensystem sowie in ein Fuß- und Radwegenetz einzubinden.

Ferner sollte das Areal Flächen sparend erschlossen sein und eine gute ÖPNV-Anbindung aufweisen. Die Ränder der Fläche sollen mit umliegender Landschaft oder Bebauung abgestimmt, öffentliche Räume differenziert angelegt werden. Außerdem werden flexible Grundstückszuschnitte ebenso wie akzentuierende Bebauung, unter Berücksichtigung der Prinzipien des ökologischen Bauens, angeraten. Emissionsschutz sowie Ver- und Entsorgungsanlagen bzw. -maßnahmen sollen bedarfsorientiert entwickelt und idealerweise gemeinschaftlich betrieben werden. Versucht werden soll weiter, "die Wasser- und Energieversorgung sowie Abwasser- und Müllentsorgung überbetrieblich und ortsnah zu lösen" (Tiggemann, R. 1995).

Quelle:

BfLR/Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung (Hrsg.) (1996) : Nachhaltige Stadtentwicklung. Herausforderungen an einen ressourcenschonenden und umweltverträglichen Städtebau. Bonn: BfLR

Müller, S., Schmals, K. M. (Hrsg.) (1993): Die Moderne im Park? Ein Streitbuch zur Internationalen Bauausstellung im Emscherraum. Dortmund

Reiß-Schmidt, S. (1992): Städtebauliche Planungskonzepte für den Umgang mit Industrieflächen. In: LÖLF-Mitteilungen, Heft 2

Tiggemann, R. (1995): Die LEG NRW GmbH. Ziele, Aufgaben und Perspektiven bei der Reaktivierung von Altstandorten, S. 50. In: Genske, D.; Noll, H.-P. (Hrsg.): Brachflächen und Flächenrecycling. Berlin