Rubrik: Zukunftsperspektiven

Die Zukunftsperspektiven des Ruhrgebietes werden durch die Pfadabhängigkeit jeder Entwicklung zu wesentlichen Teilen aus der Vergangenheit gespeist und in der Gegenwart mitgestaltet. Auf der Habenseite steht die kaum zu überbietende Fülle und Dynamik an jüngeren, aktuellen und anlaufenden Projekten bzw. Programmen. Das gilt sowohl für die experimentierfreudige Umnutzung der ehemaligen Industriebrachen und Industriebauten als auch für den Schub an kulturellen Einrichtungen und Angeboten (u.a. Kulturhauptstadt 2010).

Bedenkliche Schieflagen aber lassen sich ausmachen: Da ist zum einen der "Mainstream" haushaltsorientierter Dienstleistungen: ein kaum noch überschaubarer Flickenteppich mannigfaltigster auf Einzelhandel und Freizeit orientierte Angebote.

In der Regel auf Industriebrachen (englisch: "brownfields") entstanden, dürfte ihnen (bei weitem nicht allen) eine gewisser Erfolg als "goldfields" beschieden sein. Aber angesichts der demografischen Herausforderung, der Nachfrage- und Kaufkraftverluste könnte ihnen nach einer eher kurzen Blütezeit das Schicksal erneuter Brachflächen bevorstehen.

Das Konzept der "Nachhaltigkeit" als Gestaltungsmaxime der Zukunft und der Industriebrachen als "Jahrhundertchance der Stadterneuerung" fristet im Ruhrgebiet mit Ausnahme einiger IBA-Emscherpark-Projekte in zu kleinen Dimensionen wie der "Lokalen Agenda 21", der Allianz der "Fläche" des Landes oder Projekten der "Integrierten Stadtentwicklung" sein Dasein.

Der in vergangener Größe und Stärke wurzelnde "Autozentrismus" hat erst in jüngerer Zeit eine Kompetenzentfaltung an Außen- und Binnenkommunikation bzw. -kooperation erlaubt. Auswirkungen der Defizite lassen sich bereits erkennen: Das Ruhrgebiet ist auf das "Europa der Regionen" unzureichend vorbereitet. Über "Chancen der Schrumpfung" oder "Strategien des Stadtrückbaus" nachzudenken, ist zu lange ein Tabu gewesen, das erst in jüngster Zeit thematisiert wird.

Ob das Ruhrgebiet diesen und übergeordneten Herausforderungen, die im gesamtgesellschaftlichen Umbruch liegen, gewachsen sein wird, könnte auch über die Frage des zukünftigen Regionszuschnitts entscheiden: Ein eigenständiges und "wachstumsfähiges" Ruhrgebiet wird nur über die erfolgreiche Bewältigung vielfältiger Herausforderungen ermöglicht. Andernfalls werden die Alternativen zur "Rhein-Ruhr-Region" rar.

Die drei Themen dieser Rubrik "Zukunftsperspektiven" widmen sich zum einen den "Megatrends des Wandels", im Speziellen dem "Demographischen Wandel" als eigenes Thema und zum anderen im Thema "Metropole Ruhr und Metropolregionen" mit einer Auswahl aus den gegenwärtig diskutierten Ansätzen zu Problemlösungen für das Ruhrgebiet.