Natur und Landschaft im Ruhrgebiet

Wald und Gewässer im Ruhrgebiet
Quelle: RVR 2005, S. 10

Flüsse

Das Ruhrgebiet wird durch die Flüsse Ruhr, Emscher und Lippe, die von Osten nach Westen fließend teilweise der Streichrichtung der Sättel und Mulden folgen, gegliedert. Die im Süden fließende Ruhr war die Namensgeberin der Region, in ihrem Umfeld nahm der Bergbau seinen Anfang. Die Quelle der Ruhr liegt im sauerländischen Winterberg und mündet 217 km weiter westlich bei Duisburg-Ruhrort in den Rhein. Seit 1780 ist die Ruhr durch die Einrichtung von Schleusen schiffbar und diente fast hundert Jahre als Schifffahrtsweg unter anderem auch für den Kohlentransport. Die wachsende Bedeutung der Eisenbahn ließ aber in der Folgezeit die Schifffahrt unrentabel werden (RVR 2005, S. 10).

Im Norden begrenzt die Lippe die Region. Sie entspringt im Teutoburger Wald bei Bad Lippspringe und mündet nach 237 km bei Wesel in den Rhein. Der Verlauf des Flusses ist windungsreich und durchzieht grundwasserführende Niederungen. Die Lippe hat insbesondere als Brauch- und Kühlwasserlieferant für die chemische Industrie und die Kraftwerke eine große Bedeutung, versorgt aber auch das Kanalnetz des Ruhrgebietes mit Wasser. Da Grubenwasser in die Lippe geleitet wird, ist der natürliche Salzgehalt erhöht. Eine Trinkwasserversorgung aus der Lippe ist daher nicht möglich (RVR 2005, S. 10f).

Im Zentrum des Ruhrgebietes verläuft die Emscher. Sie entspringt zwischen Dortmund und Unna in Holzwickede. Vor ihrer Degradierung zur "Abwasserrinne" der Region besaß sie eine Länge von 109 km, bis sie schließlich bei Dinslaken in den Rhein mündete. Das geringe Gefälle ihres Flusslaufs bewirkte, dass sich kein tiefes Flussbett entwickeln konnte und so kam es nach starken Regenfällen oder nach der Schneeschmelze häufig zu großflächigen Überschwemmungen. Bis 1913 wurde die Emscher zwischen Duisburg und Dortmund begradigt und eingedeicht, so dass sich der ehemalige Flusslauf auf 81 km verkürzte (RVR 2005, S. 10).

Seit den 1920er Jahren übernahmen die Emscher und ihre Nebenläufe die Funktion eines offenen Abwasserkanals. Erst seit 1975 gibt es ein Klärwerk an der Mündung. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Emscher Park (IBA Emscher Park, 1989 - 1999) wurde begonnen, die Emscher und ihre Nebenbäche ökologisch umzubauen und ihr Flussbett wieder naturnah zu gestalten sowie das Abwasser in unterirdische Rohrsysteme zu leiten. Weitere Kläranlagen sollen entlang des Flusslaufs die Wasserqualität verbessern (Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung 1999, S. 201; Wührl 1993, S. 31).

Seen

Angler am Alten Rhein südlich von Xanten
Quelle: RVR Fotoarchiv (Ehrich)
Als vom Menschen stark überformter Naturraum bietet die vielfältige Seenlandschaft des Ruhrgebietes nur wenige natürliche Gewässer. Die meisten Seen sind durch Aufstauung oder in ehemaligen Kies- und Sandgruben entstanden. So wird beispielsweise auch die Ruhr zu fünf Seen aufgestaut: Hengsteysee, Harkortsee, Kemnader See, Baldeneysee und Kettwiger See. Die Seitentäler der Ruhr beherbergen eine Fülle von Talsperren zur Trinkwasserversorgung. Seit vielen Jahren wird z.T. sehr erfolgreich versucht, für das Kernrevier die durch Kohleabbau bedingten Bergsenkungen - so gefürchtet sie in bebauten Gebieten sind - in neue Wasserlandschaften, Biotope, Erholungsgebiete, ja sogar in neue Wohnqualitäten umzuwandeln (s. Thema "Wohnen und Bauen").

Wald

Waldgebiet in der Haard
Quelle: RVR Fotoarchiv
Zwar handelt es sich beim Ruhrgebiet um eine industriell stark erschlossene Region, aber dennoch besitzt es im Vergleich zu anderen europäischen Industrieregionen einen relativ hohen Waldanteil. Er beträgt 17,5 % und entspricht einer Größe von 78.038 ha. Die Flächen der verschiedenen Waldtypen verteilen sich wie folgt: Mischwald 15.001 ha, Laubwald 28.000 ha, Nadelwald 21.757 ha und Aufforstungsflächen 13.080 ha. In der letzten Zeit ist eine Zunahme der Waldflächen zu verzeichnen, die auf gezielte Aufforstungsmaßnahmen, Rekultivierungen von Halden, aber auch auf die natürliche Sukzession auf Brachflächen zurückzuführen ist (RVR 2005, S. 11).
Vermittelt über den Industrialisierungsgang und dessen strukturellen Wandel prägen die geologischen Verhältnisse sowie die Oberflächengestalt den zonalen Aufbau des Ruhrgebietes und damit die Wandlungsdynamik bis heute.