Ruhrzone

Die Ruhrzone
Quelle: Autorenteam
Am Anfang des 18. Jahrhundert lebten die meisten Menschen in der Ruhrzone von der Landwirtschaft. Zwar waren die Ackerbürgerstädte nur durch ein dürftiges Wegenetz verbunden, jedoch übten die Städte des Ruhrtals als Kornmärkte eine Vermittlerfunktion zwischen dem agrarischen Hellwegraum und dem Eisen verarbeitenden bergisch-märkischen Raum aus.
Die Ruhr mit Blick auf Burg Blankenstein (Hattingen)
Quelle: RVR Fotoarchiv
Nicht zufällig steht hier auch die Wiege des industriellen Ruhrgebietes. Im Gebiet beiderseits der Ruhr wurden Halbwaren für das Bergische Land produziert. Die billige Energiequelle Steinkohle bot hier einen wichtigen Gunstfaktor, die man in zahlreichen Kleinstzechen an den Seitentälern und Hängen der Ruhr nebenberuflich von Kleinbauern im Tagebau oder im Püttenbau abbaute. Diese Fördertechnik stieß u.a. wegen der problematischen Wasserhaltung bald an ihre Grenzen. Diese Schwierigkeiten konnten durch den Stollenbau überwunden werden. Hierzu warb man die ersten Fachleute aus alten Bergbaugebieten, aus Harz und Erzgebirge an. Damit änderte sich das Verhältnis von Haupt- und Nebenerwerb.
Die zugezogenen Bergleute und ersten Zuwanderer erhielten die Möglichkeit, durch den Kauf einer Siedlerstelle sesshaft zu werden. Ab 1772 teilte man deshalb die gemeinen Marken auf, um Kötterstellen einzurichten. Das Haus, der Bergmannskotten, lag inmitten einer kleinen bebaubaren Ackerfläche, die dem nunmehr hauptberuflichen Bergmann Nebenerwerb und Sicherung in Notzeiten bot.
Kotten in Essen-Heisingen
Quelle: Presseamt Essen - Stadtbildstelle
In Gebieten mit intensiverem Bergbau, z.B. südlich von Dortmund-Hörde, setzte eine starke Zersiedlung durch diese Höfe ein. Mit der Nordwanderung (s. Thema "Kohle"), dem Rückzug des Bergbaus aus diesem Raum und der Eingemeindung solcher Ortschaften in die Hellweggroßstädte Ende der 1920er Jahre, entstanden hier begehrte Wohngebiete und gern besuchte Naherholungsziele (Steinberg 1995, S. 131).
Blick auf die Ruhr bei Werden
Quelle: Stiftung Ruhr Museum
In den Jahren 1774 bis 1780 wurde die Ruhr mit Hilfe von 16 Schleusen schiffbar gemacht. Dies gab vor allem den Städten Witten, Hattingen und Mülheim Entwicklungsimpulse. Neben Brückenfunktion und Markt nahmen sie wichtige Aufgaben für die Schifffahrt wahr. Mülheim, das 1808 Stadtrechte bekam, war bis 1850 der Hauptausfuhrplatz für die Kohle und entfaltete sich dadurch sowie als Standort der Lederverarbeitung etc. vorübergehend zur größten Stadt des Ruhrgebiets (Birkenhauer 1984, S. 98). In der Zeit von 1850 bis 1860 wurden auf der Ruhr 800.000 Tonnen Steinkohle pro Jahr transportiert. Die Einwohnerzahl in den Städten des Ruhrtals schwankte um 1849 zwischen 2.500 und 5.500 Einwohnern (Köllmann 1990, S. 103).