Sozialwohnungsbau der 1970er Jahre

Beispiel des Sozialen Wohnungsbaus der 1970er Jahre: Stadtteilzentrum in Dortmund-Scharnhorst
Quelle: Autorenteam
Die 1970er Jahre standen ganz im Zeichen des neuen Sozialen Wohnungsbaus, der in die "Integrierte Stadtentwicklungsplanung" und besonders in das "Siedlungs-Schwerpunkt-Programm" eingebettet war (s. Thema "Stadtentwicklung"). Für Konzepte des "industriekulturellen Erbes" und der Bestandspflege war in dieser ganz auf Stadterneuerung und Modernisierung orientierten Phase noch kein Platz.

Vielmehr ging es in dieser vierten Phase um modernen Sozialen Wohnungsbau, dessen Leitprinzip ein Höchstmaß an infrastruktureller Qualität im Wohnungs-Nahbereich war: Hohe Bevölkerungsdichte (Hochhäuser) um Haltestellen des Öffentlichen Nahverkehrs, autoverkehrsberuhigte Stadtteilkerne mit Einkaufs-, Dienstleistungs-, Schul-, Gesundheits- und Freizeiteinrichtungen (z.B. Hallenbäder) waren die Maxime (s. Thema "Stadtentwicklung").

Exemplarisch für diese Form der Stadterneuerung wird im Folgenden die Siedlung Clarenberg in Dortmund-Hörde behandelt.
Die Lage der Großwohnsiedlung in Hörde
Die Lage der Großwohnsiedlung in Hörde
Quelle: RVR-Geodatenserver
Die Großwohnsiedlung Clarenberg im südöstlich gelegenen Stadtteil Hörde der Stadt Dortmund wurde auf dem Gelände einer abgerissenen Kolonie von 1969 bis 1973 auf einem 7 ha großen Areal errichtet. Die Wohnanlage besteht aus über 1.000 Wohnungen in 25 vier- bis siebzehngeschossigen Gebäuden, in der ca. 3.300 Menschen wohnen konnten. "Clarenberg" war in der Anfangszeit vor allem bei den Arbeitern der nahe gelegenen Hütte "Hörder Fackel" begehrt. Die gute Lage in unmittelbarer Nähe zum Stadtteilzentrum Hörde und den südlich gelegenen Naherholungsgebieten sowie die Anbindung an den ÖPNV - die Dortmunder City war mit der Straßenbahn, der heutigen Stadtbahn U41, bequem zu erreichen - machten die Siedlung ebenfalls attraktiv.
Derartige Großwohnanlagen entstanden in vielfacher Auflage in den Ruhrgebietsstädten. Ihre relativen Vorteile in Wohnwert und Lage waren jedoch ganz auf hohe Verdichtung und Öffentlichen Nahverkehr im Zeichen weiterhin ungebrochenen (Industrie- und Bevölkerungs-)Wachstums zugeschnitten.

Die Folgezeit aber förderte mit der verkehrspolitischen Wende zum Individualverkehr und damit zur Suburbanisierung und dem "Häuschen im Grünen", schließlich auch mit dem montanindustriellen Rückgang gegenläufige Tendenzen. Die Hochzeit dieser Phase des Wohnungsbaus währte nur wenige Jahrzehnte. Die einstigen Vorzüge verblassten, der Wohnwert schlug infolge von selektivem Fortzug, Verarmung und Konzentration von Problemgruppen ins Gegenteil, in Sanierungsbedarf um.

Die Großwohnsiedlung Clarenberg ist seit 1992 im Besitz der Ruhr-Lippe Wohnungsgesellschaft. Die Gesellschaft besteht seit 1924 und verfügt heute in Westfalen und besonders im Ruhrgebiet über 23.000 Mietwohnungen, davon alleine 7.600 in Dortmund.

In der Vertiefung werden die Gründe für den Sanierungsbedarf, das Sanierungskonzept und die Baumaßnahmen in der Großwohnsiedlung Clarenberg erläutert.
1993 wurde auf Initiative von Land und Kommunen ein Programm mit dem Titel "Integriertes Handlungsprogramm der Landesregierung Nordrhein-Westfalen für Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf" ins Leben gerufen. Land und Kommunen sahen sich zum Handeln gezwungen, da die ökonomischen, ökologischen und sozialen Veränderungen innerhalb der Städte gerade in den moderneren Stadtteilen ihre Wirkung entfaltet hatten.

Neben den genannten Faktoren bedeutete auch der Verlust von (einst nahgelegenen) Arbeitsplätzen für viele Stadtteile die Einbuße ihrer wirtschaftlichen Grundlage und Identität. Mit Hilfe des Sanierungsprogramms sollte diese Identität neu geschaffen und die Stadtteile sollten als Wohn-, Arbeits- und Freizeitraum gestärkt bzw. neu belebt werden (Internet 21).