Emscher - früher und heute

Das Emschersystem während der Industrialisierung

Altes Emschersystem
Quelle: RVR-Fotoarchiv (Schumacher)
Bedingt durch die Industrialisierung im Ruhrgebiet fand eine "Denaturierung" des vorhandenen Wasserkreislaufes statt. In diesem Zusammenhang wurden etwa 340 Kilometer des Emschersystems, also einschließlich ihrer Nebenläufe, in offen geführte Abwasserkanäle umgewandelt. Die unterirdische Führung von Abwässern in verrohrten Kanälen erwies sich in der Bergbauregion als äußerst schwierig, da diese durch die häufig auftretenden Bergsenkungen oft beschädigt oder zerstört wurden.

Zur Bewältigung dieser Problematik wurde die Emschergenossenschaft - der älteste Wasserwirtschaftsverband Deutschlands - im Jahre 1899 gegründet. Seinerzeit hatten das unzureichende Kanalisationsnetz, fehlende Abwasserreinigung und mangelhafter Hochwasserschutz immer wieder zu großen Überschwemmungen und Seuchen wie Typhus und Malaria geführt.

Der Ausbau des Emschersystems, der unter dem ersten Baudirektor der Emschergenossenschaft, Wilhelm Middendorf, geplant worden war, sah eine dezentrale Abwasserbehandlung durch den Bau von Kläranlagen in den Siedlungs- und Industrieschwerpunkten vor. Die Gewässer wurden mit Sohlschalen ausgebaut, bei einsetzenden Bergsenkungen, die über 20 Meter erreichen konnten, wurden Deicherhöhungen und Pumpwerke erforderlich, um drohendes Gegengefälle zu vermeiden.

Diese Maßnahmen stellten damals eine kluge und teilweise wirkungsvolle Lösung für die Probleme des Hochwasserschutzes und der Gesundheitsvorsorge dar. Allerdings mussten auf Grund der anschließenden wirtschaftlichen sowie politischen Turbulenzen und Kriegsjahre gerade die Maßnahmen der Abwasserbehandlung immer wieder verschoben werden. Erst später wurden mechanische Kläranlagen gebaut, die seit Mitte der 1950er Jahre nach und nach zentralisiert und auf neun (1996) reduziert werden konnten (Sperling 1997, S. 303).

Die Priorität der Abwasserreinigung lag lange Zeit ausschließlich im Schutz des Rheins, der nicht mit den belasteten Abwässern des Ruhrgebiets verunreinigt werden sollte. Somit leitete man sämtliche Abwässer der Region zum Flußklärwerk Emschermündung kurz vor der Einmündung in den Rhein (Emschergenossenschaft 2002a).

Die Renatuierung der Emscher

Neues Emschersystem
Quelle: RVR-Fotoarchiv
Durch den Rückzug des Bergbaus im Ruhrgebiet, dem daraus resultierenden Rückgang der Häufigkeit von Bergsenkungen und durch neue Technologien wird es letztendlich möglich, die oberirdische Abwasserführung nach und nach in unterirdische Kanäle zu verlagern. Wurden die Industrie- und Haushaltsabwässer bisher erst kurz vor der Mündung in den Rhein gereinigt, so geschieht die Klärung des Abwassers heute in neuen dezentralen Klärwerken.

Der Emscher sowie ihren Nebenläufen wird somit vorwiegend geklärtes, "sauberes" Wasser zugeführt. Eine naturnahe und ökologische Umgestaltung des gesamten Gewässersystems im Emscherraum steigert darüber hinaus die Landschaftsqualität (Emschergenossenschaft 2002b).