Altlasten

Altlasten sind ein unumgänglicher Zeuge der montanindustriellen Vergangenheit des Ruhrgebietes. "Bis in die 70er Jahre dieses Jahrhunderts hinein [waren] Ablagerungen und die Verkippung von Abfällen ohne Berücksichtigung der Auswirkungen auf Böden und Gewässer üblich" (Holzapfel 1991, S. 26).

Die industrielle Vornutzung ist aber nicht in allen Fällen für die Belastung großer Industriebrachen verantwortlich. Altlastenflächen entstanden zum Beispiel auch durch Kriegseinwirkungen. Die Bombardierungen hinterließen Sprengkörper und zerstörte Industrieobjekte. Austretende chemische Substanzen gelangten so in den Boden und lagerten sich dort ab.

Auch wenn an dieser Stelle die industriell bedingten Altlastenflächen eine vorrangige Rolle spielen, darf nicht vergessen werden, dass auch Infrastrukturbrachen (Bahnliegenschaften) und militärische Liegenschaften zu öffentlichen Altlasten zählen und das Flächenrecycling und Flächenmanagement im Ruhrgebiet vor eine komplexe Aufgabe stellen. "Für diese Anlagen stellt sich die Aufgabe der Konversion, d.h. der praktikablen Überführung in neue Nutzungsformen" (Schmidtchen 2003, S. 2).
Teersee
Quelle: Holger Janietz
Eine Wiedernutzung der vormals montanindustriell genutzten, jetzt brachliegenden Grundstücke ist oft nur mit immensem Aufwand zu ermöglichen (Finanzaufwendungen bis zu ca. 700 Euro/m²), so dass viele Eigentümer Grundstücke nicht verkaufen, um nicht nach dem Verursacherprinzip regresspflichtig gemacht zu werden (Volkmann 1991, S. 81).

Bis in die 1980er Jahre wurden Industriebrachen mit Folgenutzungen besetzt, ohne das Altlastenproblem zu lösen. Mit der Altlastendiskussion ab etwa 1980 wurden die Gefahren von Altlastenflächen verdeutlicht. Das bewirkte, dass diese Grundstücke bei Investoren wegen ihrer unbekannten Risiken bei Altlastenverdacht auf Ablehnung stießen. Neue Gewerbegebiete wurden daher vorzugsweise im unbebauten Freiraum erschlossen, statt in eine sinnvolle, wenn auch kostenintensivere, Altlastensanierung zu investieren.