Tertiärisierung

Arena auf Schalke, Gelsenkirchen
Quelle: RVR Luftbildarchiv
Die Errungenschaften der Tertiärisierung sind im Ruhrgebiet - oft als Folgenutzung auf den ehemaligen Industrieflächen - nicht zu übersehen. Kaum eine Spielart der neuen Dienstleistungsgesellschaft fehlt: Vom Spielcasino auf der "Hohensyburg" (Dortmund) über die Musical-Hallen (z.B. Starlight Express, Bochum oder Colosseum, Essen, ehem AEG-Kanis-Halle.), die Multifunktionszentren (z.B. Arena Oberhausen) und Fußballtempel (z.B. Arena Schalke), den "Landschaftspark Duisburg-Nord", die "Route der Industriekultur" hat sich eine breite Angebotspalette der Kultur- und Freizeitwirtschaft etabliert (s. Thema "Tourismus-, Sport- und Kulturwirtschaft").
CentrO Oberhausen
Quelle: CentrO
Der Niederschlag der "Konsumgesellschaft" findet sich in alten und neuen Konsumtempeln wie dem RheinRuhrZentrum in Mülheim an der Ruhr, Ruhr-Park in Bochum und CentrO in Oberhausen. Diese Einkaufzentren wurden teilweise massiv ausgebaut und um Kultur- und Freizeitangebote ergänzt. Nach dem Ausbau der Einkaufszentren auf der sog. "Grünen Wiese" geht der Trend vermehrt zu innerstädtischen Einkaufszentren. Mit dem Einkaufszentrum in Essen am Limbecker Platz und dem Forum-Duisburg sind neue innerstädtische Konsumtempel entstanden, weitere sind in Planung, z.B. in Dortmund auf dem ehem. Thier-Gelände.

Dieser Trend korrespondiert mit den neuen landesplanerischen Zielvorgaben des Landesentwicklungsprogramms (LEPro), der die zentralen Versorgungsbereiche stärkt.

In wie weit der traditionelle Handel in den Städten und innerstädtischen Subzentren mit dieser neue Konkurrenz zurechtkommt, bleibt ebenso abzuwarten wie Wirkungen der funktionalen Verarmung, die mit der Konzentration der Banken und Versicherungen in den Innenstädten einhergehen. Eine Möglichkeit für den Handel seine Zentren zu stärken, bietet das neue Immobilien- und Standortgemeinschaftengesetz (ISGG NRW).
Veltins alpincenter in Bottrop
Quelle: RVR Fotoarchiv (Kneffel)
Wie die meisten der "neuen Dienstleistungsstandorte", so nutzt auch die wohl jüngste Spielart der Dienstleistungsgesellschaft, die Fun- oder Spaßgesellschaft, die ehemaligen Industriebrachen. Beispiele sind das Veltins Alpincenter auf einer alten Bergehalde und Movie-Park in Bottrop-Kirchhellen.
Im Überblick zeigt sich ein buntes Mosaik einer Kulturlandschaft, die ihresgleichen in Europa sucht: Ein weites Spektrum an Breiten- (Sport-/ Fußball-/ Multifunktions-Arenen) und Spitzenkultur (Aalto-Theater Essen, Konzerthäuser u.a. in Dortmund, an Museen und Theatern und im (Städte-/Industrie-/Kultur-)Tourismus. Die Kulturwirtschaft avanciert so zu einem weiteren Hoffnungsträger der Region. (s. Thema "Tourismus-, Sport- und Kulturwirtschaft").
Die relative Beschäftigtenentwicklung im Verdichtungsraum Ruhrgebiet nach Wirtschaftsabteilungen
Quelle: Bade 1996
Dieser schöne Schein darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass bis Mitte der 1990er Jahre das Ruhrgebiet mit seinem Niedergang der Gesamtbeschäftigung um über 20 Prozentpunkte gegenüber dem Bundesdurchschnitt das Schlusslicht der deutschen Regionen darstellte. Mehr noch: Sämtliche Branchengruppen - auch in den Dienstleistungen - weisen eine stark unterdurchschnittliche Dynamik auf, allem voran der dramatische Abkopplungsprozess der unternehmensorientierten Dienstleistungen. Er übertrifft mit einer Minderentwicklung von 30 Prozentpunkten sogar die der Gesamtbeschäftigung noch um 10 Prozentpunkte.

Informationen zum Ruhr-Park Bochum und zum Arena-Park Gelsenkirchen-Schalke erhalten Sie u.a. auch beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) (o.J.): Westfalen regional. http://www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional/Wirtschaft/ (zuletzt aufgerufen am: 24.02.2009).