Sektorale Entwicklung der Beschäftigung

Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten seit 1980
Quelle: RVR, LISA-Datenbank
Die Entwicklung der Beschäftigten des Ruhrgebietes koppelt sich zwischen 1980 und 1998 zunehmend von der Dynamik des übrigen Nordrhein-Westfalens ab. Das Land gewinnt im Zuge des Wiedervereinigungsbooms fast 13 % an Beschäftigten und gibt in der anschließenden Normalisierungsphase nur gut 5 Prozentpunkte ab. Obwohl auch das Ruhrgebiet offenkundig - aber schwächer - an dem Boom teilhat, kann es den Stand von 1980 nicht erreichen, erleidet sogar nach dem Abklingen des Booms ausgesprochen starke Verluste von etwa 12 Prozentpunkten.

Während das Land 295.000 Arbeitsplätze hinzugewinnen konnte, gingen dem Ruhrgebiet in dieser Zeit 210.000 verloren: Eine Negativbilanz, die sich aus 380.000 abgebauten Arbeitsplätzen im Produzierenden Gewerbe und nur 170.000 neuen Beschäftigten im Dienstleistungsbereich zusammensetzt. Dieser Trend dominiert bereits seit 1970 die Beschäftigungsentwicklung.
Beschäftigtenzuwachs
Quelle: Autorenteam, nach KVR 2000a, S. 106
Zwischen 1970 und 2000 hat das Ruhrgebiet im Produzierenden Gewerbe 576.000, d.h. fast die Hälfte (- 44,8 %) seiner einst 1,286 Mio. Erwerbstätigen verloren, im Dienstleistungsbereich trotz hoher Zunahme von 1970 (882.000) bis 2000 (1,393 Mio.) dagegen nur 511.000 bzw. 58 % hinzugewonnen (KVR 2002a, S. 106). Die hohe Dynamik des Dienstleistungssektors konnte den industriellen Arbeitsplatzabbau im Zuge der Des- und Re-Industrialisierung also insgesamt bei weitem nicht kompensieren.

Allerdings zeigten sich seit den 1980er Jahren Ausgleichstendenzen zwischen industriellen Verlusten und Dienstleistungswachstum. In den Jahren ab 1995 wurde das Defizit von nur noch 62.000 verloren gehenden Arbeitsplätzen im Sekundären Sektor durch Zugewinne von 113.000 Erwerbstätigen im Tertiären Sektor deutlich überkompensiert.
Entwicklung der Zahl der Erwerbstätigen im Ruhrgebiet nach Wirtschaftssektoren
Quelle: RVR-Datenbank
Überformt vom deutschen Wiedervereinigungsboom sind ab ca. 1994 abflachende Verluste im produzierenden und steigende absolute Zuwächse im Dienstleistungsgewerbe zu beobachten. Dieser Trend könnte die Hoffnung nähren, dass die "Talsohle" der Beschäftigungsentwicklung mit dem Konjunkturtief 2001/2002 erreicht worden war. Allerdings hat man die "neuen" Herausforderungen
  • der demographischen Überalterung des regionalen Arbeitsmarktes,
  • der mangelhaften Ausstattung mit Forschungs- und Entwicklungspersonal (FuE) und
  • der Innovations- und Gründungsdefizite

zwar schon erkannt, Lösungen sind aber noch nicht in Sicht.