Die Hochschulen im Ruhrgebiet I

Ruhr-Universität Bochum (RUB)

Der Landtag des Landes NRW beschloss am 18. Juli 1961 die Errichtung einer Universität. Im Jahr 1965 konnte der Vorlesungsbetrieb begonnen werden. Sieht man von der 1818 aufgelösten Duisburger Universität einmal ab, so ist die Ruhr-Universität Bochum heute die älteste und größte Hochschule der Region.
Ruhr-Universität Bochum und U-Bahnhaltestelle UniCenter Querenburg
Quelle: RVR Fotoarchiv
Die Hauptnutzungsfläche ist über 300.000 m² groß und das Universitätsgelände umfasst ein Gebiet von mehr als 4,5 km². Fast 32.600 Studierende (2007/2008) sind an der Universität eingeschrieben. Die RUB ist ein bedeutender Arbeitgeber in Bochum. Sie beschäftigt heute rund 7.200 Mitarbeiter.

Das Fächerspektrum zeichnet sich durch eine Vielfalt aus, das die RUB mit an die Spitze der deutschen Universitäten setzt. Die 20 Fakultäten bieten etwa 100 Studiengänge in den Natur-, Ingenieur-, Sozial- und Geisteswissenschaften sowie der Medizin an. Nur knapp ist sie im Oktober 2007 bei der sogenannten Exzellenzinitiative - einem stattlichen Förderprogramm, welches die Spitzenforschung an deutschen Hochschulen ausbauen und den Wissenschaftsstandort Deutschland stärken soll - als letzter Vertreter des Ruhrgebiets gescheitert.

Forschungsschwerpunkte bilden zum Beispiel die Neurowissenschaften: Das Spektrum reicht von der Biologie des Neurons bis zur Neuroinformatik, die nach dem Vorbild des Gehirns Konzepte neuronaler Informationsverarbeitung auf Chips und Software überträgt, über die Mikroelektronik, die Materialforschung bis zur Laser- und Plasmaphysik in den Natur- und Ingenieurwissenschaften. In den Gesellschafts- und Geisteswissenschaften sind es zum Beispiel die Shakespeare-Forschung, die Ruhrgebietsforschung (Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung/ZEFIR), die Frauenforschung, die neue Geschichte und Einrichtungen wie eine eigenständige Fakultät für Ostasienwissenschaften, das Institut für Unternehmensforschung, das Institut für russische und sowjetische Kultur, das Hegel-Archiv oder das europaweit einmalige Richard-Wilhelm-Übersetzungszentrum für chinesische Literatur.

Mit ihren enormen Dimensionen und der räumlichen Distanz zur Bochumer Innenstadt, mit eigenen Wohnvierteln, Freizeit-, Erholungs- und Einkaufsfunktionen drängt sich hier das Bild einer eigenständigen Stadt auf: Ein im Ruhrgebiet durchaus vertrauter monofunktionaler Strukturtypus, der etwa 50 Jahre zuvor noch von dem (und für das) Herzstück "Zeche" oder "Stahlwerk" lebte, heute aber von der (und für die) "Wissensfabrik".

Die demographische Entwicklung der Region und die nächste "Technologiegeneration" der Wissensproduktion bringen neue Herausforderungen mit sich: "Tele-Learning", "Tele-Teaching" und die Möglichkeiten weltweiter Forschungsnetzwerke werden das Modell der Campus-Universität unter Innovationsdruck setzen (KVR 1988, S. 35ff und Internet 8).


Technische Universität Dortmund

Die Technische Universität Dortmund ist ein Beispiel dafür, wie mit einer regional ausgerichteten Spezialisierung erhebliche Impulse für den Strukturwandel gegeben werden können. Die Anfänge der Universität Dortmund reichen zurück bis in die 1920er Jahre. Aus der damals gegründeten Pädagogischen Hochschule Ruhr entwickelte sich die größte Pädagogische Hochschule der Bundesrepublik Deutschland bis zu ihrer Zusammenführung mit der Universität im April 1980.

Am 16. Dezember 1968 wurde in Dortmund die zweite Universität im Ruhrgebiet eröffnet. Im Jahre 2007 studieren in Dortmund rund 29.500 Studierende in 16 Abteilungen. Rund 3.000 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. In unmittelbarer Nachbarschaft wurden ein Technologie- und Gründerzentrum (TechnologieZentrumDortmund) - das erste und erfolgreichste in Deutschland - sowie zwei Fraunhofer-Forschungsinstitute (Institut für Materialfluss und Logistik sowie das Institut für Software und Systemtechnik) etabliert.

Das Profil der Universität hat sich mehr und mehr auf regionale Belange ausgerichtet. Das Forschungsspektrum reicht von der Grundlagenforschung über Projekte, die sich mit konkreten Problemen des Ruhrgebietes und seiner Bewohner befassen, bis zur Entwicklung der Informationstechnologien (IT) und ihrer Anpassung an die Erfordernisse und Potenziale der Region (z.B. Datenverarbeitung, Mess- und Mikroelektronik). Hinzu kommen Kompetenzen im Bereich der Raumplanung sowie der Stadt- und Wirtschaftsentwicklung und des Umweltschutzes.

Die außerordentlich fruchtbare Vernetzung von Hochschule, Technologie- und Gründerzentrum sowie außeruniversitärer Forschungseinrichtungen hat es im Verbund mit der Konzentration auf ein spezifisches Kompetenzfeld möglich gemacht, hier ein erfolgreiches "innovatives Milieu" zu schaffen, das einen der dynamischsten und größten IT-Standorte Deutschlands hat entstehen lassen. Das "Dortmund-Project" greift diese Impulse auf und versucht, entsprechende Potenziale auch an anderen Standorten der Stadt zu wecken und zu bündeln (s. Thema "Zukünfte im Ruhrgebiet") (KVR 1988, S. 44ff. und Internet 9).
Technische Universität Dortmund
Quelle: RVR-Fotoarchiv