Der Emscher Landschaftspark

Quelle: RVR Fotoarchiv (o.A., o. A., Breer, Fuchs), Kollage Autorenteam
Vor dem Hintergrund der divergierenden Entwicklungstendenzen zwischen Hellweg- und Emscherzone sollte die IBA Emscher Park die Innovationskraft der Emscherregion in "allen gesellschaftlichen Bereichen" (IBA Emscher Park 1996, S. 8) stärken und zukunftsweisende Impulse im Sinne der Nachhaltigkeit geben.

In der Emscherzone, in der auf einer Fläche von ca. 800 km² etwa zwei Millionen Menschen leben, waren die Auswirkungen von über 100 Jahren monofunktionaler, montanindustrieller Nutzung besonders gravierend: zu den wesentlichsten Mängeln gehören "Zersiedlung und Mangel an Freiflächen für Naturschutz und Erholung; ausgedehnte Industriebrachen und Bergehalden; Zerschneidung von Siedlungs- und Landschaftsraum durch Straßen, Schienenwege und oberirdische Leitungsbänder; (sowie) Belastungen des Bodens durch Altlasten" (Reiß-Schmidt 1993, S. 141).
Strukturskizze des Emscher Landschaftsparks
Quelle: Reiß-Schmidt 1993, S. 139
Als Herzstück der IBA Emscher Park wurde das bestehende Konzept des RVR, der 'Emscher Landschaftspark', aufgegriffen. Es soll zahlreiche dezentrale stadtbauliche Projekte zu einer Städte übergreifenden Gesamtstruktur zusammenfügen. Dabei ging es darum, "die angestrebte neue Stadt- und Landschaftsqualität der Emscherzone (?) erlebbar zu machen" (Reiß-Schmidt 1993, S. 141) und die vorhandenen Regionalen Grünzüge mit einem neuen, in Ost-West-Richtung verlaufenden Grünzug zu verknüpfen. Das Hauptaugenmerk im westlichen Teil der Emscherzone lag dabei auf der Rückgewinnung von Freiräumen im Zuge der Reaktivierung von Brachflächen. Im östlichen Teil hingegen stand eher die Sicherung und qualitative Verbesserung der vorhandenen Freiflächen im Vordergrund.

Diese Strategie, über sog. dezentrale Trittsteine ein zusammenhängendes System zu etablieren, ist bisher nur ansatzweise gelungen. Der Prozess der Integration in ein Verbundsystem muss weiter fortgesetzt werden, darüber hinaus sind die weiterhin bestehenden Standortnachteile der Ost-West-Grünzüge auszugleichen: vor allem bei der Planung von Infrastrukturtrassen werden die in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Freiraumgürtel weiterhin bevorzugt.

Im Jahr 1989 stellte die vom KVR erarbeitete Machbarkeitsstudie den Projektstart dar, auf deren Grundlage im Frühjahr 1990 die weitere Planung des Landschaftsparks aufbaute.
Sie war durch drei parallel durchgeführte Elemente gekennzeichnet: 1. Erarbeitung der regionalen Leitplanung, 2. Rahmenplanung für die sechs regionalen Grünzüge, 3. Lokale Planung und Auslobung von Wettbewerben.

Strategische Leitlinie dieses Ansatzes war es, über sog. dezentrale Trittsteine ein netzartiges System zu etablieren, das sowohl ökologische Potenziale (z.B. Wasserläufe, Grünflächen, Halden, Deponien) als auch industriekulturelle Objekte entwickelt, schützt und wo möglich miteinander verbindet. Dabei sollte zugleich die Freizeit- und Erholungsqualität gesteigert werden.

Der Regionalverband Ruhr und die Emschergenossenschaft haben in den 1990er Jahren in enger Kooperation mit der IBA Emscher Park dieses Leitprojekt zu einigen überzeugenden (Teil-)Erfolgen geführt: "Der Paradigmenwechsel - von der Restlandschaft zur Kulturlandschaft - ist nachweislich geschafft" (Schwarze-Rodrian 2001. S. 5).

Unter Federführung der Projekt Ruhr GmbH und dem Titel "Emscher Landschaftspark 2010" wird das Leitprojekt fortgesetzt. Ein erster Workshop im Jahr 2001 widmete sich dem Erreichten, den Zielsetzungen bis 2010 und entsprechenden Gutachten zu den sieben Grünzügen A - G. Im September 2002 folgte ein weiterer Workshop mit dem Schwerpunkt "Arbeiten im Park" (Projekt Ruhr GmbH 2002a). Diese Veranstaltung war zugleich Auftakt für die Erarbeitung des Masterplans Emscher Landschaftspark 2010, der im Jahr 2005 durch die Landesregierung NRW beschlossen und im Jahr 2006 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Er stellt die Planungs- und Entwicklungsgrundlage für die weitere Entwicklung des Emscher Landschaftsparks dar.
Masterplan des Emscher Landschaftsparks "Fünf Teilräume für den Ost-West-Grünzug"
Quelle: Projekt Ruhr GmbH (o.J.), S. 8
Masterplan des Emscher Landschaftsparks "Verbindungen nach Aussen und nach Innen"
Quelle: Projekt Ruhr GmbH (o.J.), S. 9
Der erste Zwischenbericht zu dem Masterplan Emscherlandschaftspark 2010 weist 38 Einzelprojekte in fünf Teilräumen aus, wobei die Etablierung des Ost-West-Grünzugs den Hauptfokus bildet. "Das härteste Stück Strukturwandel steht hier oftmals noch bevor" (Cüppers et al. 2002b, S. VIII).

Für die fünf Teilräume
- Delta,
- Mittleres Emschertal,
- Östliches Emschertal,
- Östliches Kanalband und
- Neue Seseke
sind jeweils eigene, aber untereinander verbundene Entwicklungskonzepte erarbeitet worden. Dadurch soll ein "ganz neues Verhältnis zur Emscher" geschaffen werden, eine neue Kulturlandschaft mitten im Ballungsraum" entstehen, die Stadt- und Landschaftsbau integriert (Cüppers et al. 2002b, S. VIII). Mit dieser Zielperspektive soll zugleich ein weiterer Masterplan "emscher:zukunft" der Emschergenossenschaft begleitet und unterstützt werden.

Die Vorschläge der Projektpartner (z.B. der Städte) sehen zwei räumliche Entwicklungsrichtungen vor, die den bisherigen Planungsraum der IBA-Emscherpark überschreiten: zum einen die Ausweitung nach Norden in das Lippetal und nach Süden in das Ruhrtal, zum anderen die Anbindung der Kernstädte des Ruhrgebiets durch neue Verbundprojekte wie z.B. in Duisburg "Grüner Ring" und "Duisburg an den Rhein"; in Essen das Zollverein-Areal und der "Krupp-Gürtel"; in Bochum u.a. der Westpark; in Dortmund der City Ring und das Phoenix-Gelände.

Mit dem Emscher Landschaftspark 2010 werden innovative Wege in die Zukunft eröffnet: Rückbau, Umbau und Neubau der Städte wird Hand in Hand mit Landschaftsaufbau (z.B. "Wasserwelten", siehe Thema "Zukünfte im Ruhrgebiet") gehen, ökologische, soziale sowie ökonomische (Standort-)Qualitäten in einem regional abgestimmten Gesamtkonzept entwickelt. Das wird besonders deutlich in der Einbeziehung von Projekten wie dem Ausbau des Stadtquartiers Gelsenkirchen-Bismarck oder der "Neuen Mitte Herne" sowie in der zentralen Rolle, die das Leitprojekt "Arbeiten im Park" spielen soll.

Die umfassende Vision des Emscher Landschaftsparks 2010 könnte zu einer Pionierleistung werden, die nicht nur an die Tradition des ehemaligen Siedlungsverbands Ruhrkohlenbezirk (SVR) und eine der wesentlichen Aufgaben des Kommunalverbands anknüpft, sondern zugleich Problemlösungskompetenz im Regionsumbau auf dem Weg in die "Postindustrielle Gesellschaft" bereitstellt. Diese wird u.a. in manchen Regionen der neuen EU-Beitrittsländer Osteuropas in absehbarer Zeit nachgefragt werden.

Weitere, jeweils aktualisierte Informationen sind online verfügbar unter der Adresse:
http://www.rvr-online.de/elp2010/index.php (zuletzt aufgerufen am: 17.01.2009).